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Die Frau an Erichs Seite Margot Honecker und die verbotene Liebe: Doku auf MDR

Von Torsten Wahl 06.08.2017, 22:00
Am Sonntag zeigt der MDR einen Dokumentarfilm über Margot Honecker.
Am Sonntag zeigt der MDR einen Dokumentarfilm über Margot Honecker. NDR Presse und Information

Halle (Saale) - Erst ist es eine verbotene Liebe, dann schenkt die Margot dem Erich ein Kind, schließlich erstreckt sich ihre Liebe bis in den Tod. Das Paar, das hier in der altbackenen Sprache der Herzchenromane beschrieben wird, ist nicht irgendein Paar. Es geht tatsächlich um Margot und Erich Honecker.

Der MDR hat große Erfahrungen darin, das Privatleben der DDR-Spitze aufzuarbeiten, bestärkt durch überdurchschnittliche Quoten. Viele Jahre lang wurden unermüdlich Leibwächter, Fahrer, Köche und Jagdgefährten der führenden Genossen vor die Kamera geholt.

In der Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“ werden besondere Momente prägender Persönlichkeiten auch in Spielszenen vorgeführt. So wurde vor zwei Jahren das Drama zwischen Lotte Ulbricht und ihrer abtrünnigen Adoptivtochter in Szene gesetzt. Der Film wird am Sonntag um 21 Uhr wiederholt.

Margot Honecker: Das Fräulein Feist aus Halle

Den Auftakt der neuen Staffel aber machen um 20.15 Uhr die Nachfolger von Lotte und Walter Ulbricht als führendes DDR-Paar - die Honeckers. Margot Honecker stammt ja, anders als Karl Marx und Leni Riefenstahl, die am 13. und 20. August vom MDR porträtiert werden, tatsächlich aus Mitteldeutschland, nämlich aus Halle. Sie wuchs im Stadtteil Glaucha auf. Doch von der Stadt sind im Film nur ein paar Außenaufnahmen zu sehen – die kammerspielartigen Szenen wurden alle in Schloss Marquardt bei Potsdam gedreht.

Die Hallenserin Karoline Teska spielt die junge Margot Feist als strebsame, aufstiegsbereite Funktionärin, die voller Elan andere Jugendfreunde auf die Linie der Partei bringen will und dabei auch dem ersten FDJ-Chef, dem 15 Jahre älteren Erich Honecker, auffällt. Die politischen Auftritte von Margot Feist, der ersten Vorsitzenden der Pionierorganisation, sind schon früh in Bild und Ton dokumentiert.

So schüttelt sie Wilhelm Pieck bei der ersten Volkskammersitzung 1949 die Hand und fordert von Jungen Pionieren die Liebe zum Genossen Stalin ein. An sie erinnern sich Zeitzeugen wie Hans Modrow und der Honecker-Dolmetscher Wolfgang Ghantus, der Margot Feist äußerlich, aber auch „intellektuell attraktiv“ fand.

Die Spielszenen von Regisseurin Saskia Weisheit, angekündigt als „Geschichten voller Intrigen, Leidenschaften, Hoffnung und Verrat“, aber können die versprochene Spannung nicht halten. Die Begegnungen zwischen Margot Feist und Erich Honecker (Christian Näthe) wirken recht steif und ungelenk – genauso wird ja auch Erich Honeckers Auftreten beschrieben. Doch ist es nun gleich „ein „Lehrstück über Doppelmoral“, weil die SED ihrem aufstrebenden Kader Honecker gestattete, neben seiner Ehefrau eine junge Geliebte zu haben und sich für sie scheiden zu lassen?

Margot Honeckers Schulpolitik wird nur gestreift

Die Begegnungen zwischen Karoline Teska und Anjorka Strechel in der Rolle von Honeckers damaliger Ehefrau Edith Baumann wirken wenigstens etwas lebhafter. Edith Baumann, die gerade erst ein Kind von Honecker bekommen hatte, versuchte ihren fremdgehenden Mann bei der Partei anzuschwärzen - und wurde dafür aber selbst ausgebremst.

Diese Inszenierung wirkt kitschig, ja unfreiwillig komisch und wird der historischen Rolle Margot Honeckers nicht gerecht. Denn deren rigorose Schulpolitik, die nur am Rande erwähnt wird, führte zu ganz anderen Dramen, und zwar tausendfach.

„Margot Honecker und die verbotene Liebe“: Sonntag um 20.15 Uhr im MDR (mz)

Ein Ehepaar auf dem Weg zur politischen Macht in der DDR: Spielszene mit Erich (Christian Näthe) und Margot Honecker (Karoline Teska)
Ein Ehepaar auf dem Weg zur politischen Macht in der DDR: Spielszene mit Erich (Christian Näthe) und Margot Honecker (Karoline Teska)
MDR/Andreas Lander