Kritik Kritik: Ein "Tatort" der den Leistungsdruck der "Generation Y" ankreidet

Köln - David Frank, Medizinstudent aus gutem Haus, verkündete im neuen ORF-„Tatort“ per Videobotschaft, dass er bald seine Eltern und dann sich selbst töten werde. Sein Motiv ließ er zunächst völlig offen. Erst im Laufe der Zeit offenbarte er in weiteren Videobotschaften, die sich im Netz rasant verbreiteten, was ihn zu der Tat trieb.
Einen Hinweis gab er aber: Er nannte den Namen der Professorin Sarah Adler, die den Leistungsdruck anprangerte, dem die „Generation Y“ ausgesetzt sei. Doch die war Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) keine große Hilfe.
Die Auflösung
In „Schock“ galt es für die beiden Ermittler nicht, einen Mörder zu finden, sondern zu verhindern, dass ein Jugendlicher zum Mörder wird. Ihr Ziel erreichten sie nur teilweise: Zwar konnten sie die Eltern von David Frank retten, doch den Tod des jungen Studenten konnten sie nicht verhindern.
Das Thema
„Ich bin normal. Sofern das irgendwer von sich behaupten kann“, sagte David Frank mit ruhiger Miene in die Kamera. Und in der Tat machte das 22-jährige Einzelkind einen relativ ruhigen Eindruck. „Mir ist bewusst, dass man alles daran setzen wird, meine Tat zu verhindern. Das ist Teil meines Plans.“ Seine Tat sei kein Amoklauf, keine Rache und habe keine religiösen Gründe.
Wie sollen junge Menschen mit den Erwartungen umgehen, die die Gesellschaft an sie stellt? Und welche Mittel sind erlaubt, um Veränderungen zum Guten herbeizuführen? Heiligt der Zweck der Mittel? „ Wir sind süchtig aus Vernunft“, knallt Claudia ihrem Vater an den Kopf, als der zu verstehen versucht, warum so viele Studenten Pillen schlucken.
David Franks Motivation für seine Tat wurde in Rückblenden erzählt. Seine Freundin zerbrach am Leistungsdruck und nahm sich das Leben, doch Davids Vater reagierte nur mit kalter Härte auf die Überlegungen des trauernden Sohnes, das Studium abzubrechen.
Die Ermittler
Bibi Fellner ist einer der interessantesten Charaktere im „Tatort“-Universum, Adele Neuhauser spielte sie auch in diesem Fall mit der bewährten Mischung aus Empathie und Pragmatismus. Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) war in diesem Fall extrem übellaunig, auch weil der Freund seiner Tochter in den Fall involviert war. Die Chemie zwischen den beiden Ermittlern stimmte aber dennoch wieder.
Fazit
Die Fragen, denen Regisseur und Drehbuchautor Rupert Henning in „Schock“ nachging, waren spannend und wert, diskutiert zu werden. Er ließ seine Figuren dabei einige interessante Gedanken äußern, allerdings verlor er über seine Betrachtungen zum Leistungsdruck irgendwann fast den Krimis aus den Augen, zumal das das Problem doch arg überspitzt dargestellt wurde.