Tatort-Schock aus Wien Tatort-Schock aus Wien: Heiligt der Zweck die Mittel?

Köln/Wien - „Ich bin normal. Sofern das irgendwer von sich behaupten kann“, sagt David Frank (gut: Aaron Karl) mit ruhiger Miene in die Kamera – nur um im neuen österreichischen „Tatort“ der Welt dann zu eröffnen, dass er seine Eltern und danach sich selbst in Kürze töten will. Warum er dies plant, lässt der Medizinstudent aus gutem Hause zunächst offen. Erst im Laufe der Zeit will er in weiteren Videobotschaften, die sich im Netz rasant verbreiten, offenbaren, was ihn zu der Tat treibt.
Leistungsdruck der „Generation Y“
Das 22-jährige Einzelkind hat seine Eltern entführt und verschanzt sich irgendwo mit ihnen. In seinen Botschaften wirkt er ruhig und aufgeräumt, spricht ohne jede Verzweiflung oder Wut. „Mir ist bewusst, dass man alles daran setzen wird, meine Tat zu verhindern. Das ist Teil meines Plans.“ Seine Tat sei kein Amoklauf, keine Rache und habe keine religiösen Gründe.
Einen Hinweis gibt er aber: Er nennt den Namen der Professorin Sarah Adler, die den Leistungsdruck anprangert, dem die „Generation Y“ ausgesetzt ist. Doch die ist Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) keine große Hilfe.
Heiligt der Zweck der Mittel?
Die Öffentlichkeit verfolgt aufgrund der Videos die Fortschritte der Ermittlungen, das setzt die Polizisten gehörig unter Druck. Moritz Eisner ist besonders angespannt. Als er dann auch noch erfährt, dass der Freund seiner Tochter Claudia in den Fall verwickelt ist, flippt er fast aus. Doch er muss sich zusammenreißen, denn die Zeit drängt.
Wie sollen junge Menschen mit den Erwartungen umgehen, die die Gesellschaft an sie stellt? Und welche Mittel sind erlaubt, um Veränderungen zum Guten herbeizuführen? Heiligt der Zweck der Mittel? Diesen Fragen geht Regisseur und Drehbuchautor Rupert Henning in „Schock“ nach. Er lässt seine Figuren dabei einige interessante Gedanken äußern, allerdings verliert er über seine Betrachtungen zum Leistungsdruck irgendwann fast den Krimis aus den Augen.