"Hart aber fair"-Kritik "Hart aber fair" mit Frank Plasberg: Bild-Mann Julian Reichelt lobt Donald Trumps Personalentscheidungen
Köln - Wer ist der demnächst mächtigste Mann der westlichen Welt wirklich? Die bei weitem originellste Charakterisierung des künftigen US-Präsidenten lieferte Don F. Jordan, der inzwischen 75 Jahre alte Haudegen, der schon mit am Debattiertisch saß, als Werner Höfer dereinst beim „Internationalen Frühschoppen“ über die Weltpolitik räsonieren ließ. Donald Trump, meinte der amerikanische Publizist und einstige Korrespondent, müsse man sich als ein „Gemisch aus Sepp Blatter, Beckenbauer, Middelhoff und Zumwinkel vorstellen“.
Und später in der Sendung fielen ihm als keineswegs honorig gemeinte Vergleiche noch zwei weitere Namen ein: Bernie Ecclestone und Martin Winterkorn, der frühere VW-Chef. Aber er nahm Trump als einziger in der Runde nicht übel, dass seine Tochter Ivanka neulich wie selbstverständlich mit dabei saß, als Japans Regierungschef Shinzo Abe dem Neuen im Weißen Haus seine Aufwartung machte.
Was sie außer ihren schönen Beinen als Gesprächsteilnehmerin qualifiziere, wusste Jordan auch nicht zu sagen. Aber er halte es für falsch, die ganze Familie künftig quasi unter Sippenhaft zu stellen, bloß weil das Familienoberhaupt Präsident wird.
Cem Özdemir: Klimaschutz geht „vor die Hunde“
Dass das frühere Model ihren TV-Auftritt für eine ziemlich plumpe Werbung für einen 10.800 Dollar teuren Armreif und für ihr Schmuck-Unternehmen überhaupt nutzte, empörte ausgerechnet Grünen-Chef Cem Özdemir am wenigsten. Ihn sorge weitaus mehr, dass der Klimaschutz in den kommenden vier Jahren „vor die Hunde geht“. Özdemir meinte, es führe nicht wirklich weiter, „wenn wir wie Bibel-Exegeten seine Worte und nächtlichen Tweets analysieren“.
Doch bis zu seiner Antrittsrede in sechs Wochen bleibt kaum eine andere Möglichkeit, sich dem „Sprung ins Dunkle“, wie Frank Plasberg seine Sendung düster orakelnd betitelt hatte, anzunähern. Zumal Trump mit „wilden Behauptungen“ zur Neuauszählung von Stimmen ja seit dem Wochenende „wieder im Wahlkampf-Modus zurück ist“.
Einer der besten Momente (und einer mit Seltenheitswert) war, als Plasberg an Julian Reichelt schier verzweifelte, weil der Chefredakteur von bild.de partout nicht in die ihm offenbar zugedachte Rolle des Trump-Verteidigers schlüpfen wollte. Jedenfalls zunächst nicht. Denn Reichelt war es, der den Wahlsieger deutlich dafür rügte, dass er diejenigen, die nicht ihm ihre Stimme gegeben haben, als illegal beschimpft hat. „Eine neue Qualität“, befand der Bild-Mann und setzte noch eins drauf: Noch schlimmer sei, dass Trump sich offenkundig nicht bewusst sei, was ein gewählter Präsident sagen könne und was nicht.
„Bild“-Mann Julian Reichelt lobt Personalentscheidungen Trumps
Sichtlich zufrieden war Plasberg mit seinem Gast aus dem Hause Springer dann aber, als Reichelt die ersten Personalentscheidungen Trumps ausdrücklich lobt. Es sei eine weise Wahl, dass er Republikaner-Chef Reince Priebus zu seinem Stabschef berufen und den umstrittenen Wahlkampf-Manager Steve Bannon mit dem „Fantasieposten“ eines Beraters und Chefstrategen abgespeist habe. Und richtig zur Hochform lief Reichelt auf, als er bekannte, Trumps designierten Sicherheitsberater, Ex-General und Hardliner Michael Flynn als Journalist bei dessen „aktiver Terroristenjagd“ erlebt zu haben und ihn als seinen Freund bezeichnet. Da stimmte das Weltbild von Frank Plasberg wieder.
Und das blieb so, als CDU-Fraktionschef Volker Kauder versuchte, Angela Merkels in Oberlehrer-Attitüde formulierten Bedingungen für eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Trump als „völlig normalen Vorgang“ hinzustellen. Bild-Mann Reichelt: „Ein diplomatischer Affront“. Worauf sich Kauder zu einer Bemerkung hinreißen ließ, die ihm womöglich noch leid tun wird: Man sei ja nicht ungeübt im Umgang mit Regimen, die die Menschenrechte nicht besonders hochhalten. Klare Worte, aber kein Fall für den Fakten-Check.