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The Jayhawks: Eine Band im vierten Frühling

10.05.2016, 04:00
The Jayhawks setzen zu einem neuen Höhenflug an. Foto:  Sham Records
The Jayhawks setzen zu einem neuen Höhenflug an. Foto:  Sham Records dpa

Berlin - Führen die verschlungenen Karrierewege der wunderbaren Country- und Folkrock-Band The Jayhawks doch noch zum hochverdienten Happy End? Ihr neuntes Album macht jetzt neue Hoffnung.

Eine rundum mitreißende Platte wie «Paging Mr. Proust» (Sham Records/Thirty Tigers/Alive) konnte niemand mehr erwarten, der das Gezerre der beiden Jayhawks-Songwriter Gary Louris und Mark Olson in den vergangenen zwei Jahrzehnten erlebt hat.

Schon Mitte der 90er, nach dem Erfolg der Neo-Countryrock-Schlüsselwerke «Hollywood Town Hall» (1992) und «Tomorrow the Green Grass» (1995), verließ Olson die von ihm mitbegründete und scheinbar auch abhängige Band aus Minnesota. Louris reagierte auf seine Art - mit dem von ihm quasi allein geschriebenen beatlesken Meisterstück «Sound Of Lies» (1997).

In den Nuller-Jahren fanden die beiden Streithähne und Alpha-Tiere nochmal für einige Zeit friedlich zueinander und nahmen auch wieder (freilich weniger spektakuläre) Musik als Duo und als eine Art Jayhawks 3.0 auf. Dann war wieder Schluss mit lustig, und erneut setzten treue Fans dieser in Sixties-Sounds schwelgenden Erz-Harmoniker keinen Cent mehr auf die Band.

Nun also der nächste Neustart, und was für einer! Ein breiteres Spektrum haben die Jayhawks noch nie abgedeckt - zwischen lässigem Jingle-Jangle-Gitarrenrock à la The Byrds (im Opener «Quiet Corners & Empty Spaces»), groovendem Blues («Lost The Summer»), lieblichen Softpop-Balladen («Lovers Of The Sun», «Lies In Black & White», «I'll Be Your Key») und sogar nervös-noisigem Funk («Ace»).

Diese bewährten Traditionalisten, die im Laufe der vergangenen 15 Jahre klar hinter die experimentierfreudigeren Kollegen und Freunde von Wilco zurückgefallen waren, scheinen sich nun just an denen zu orientieren. Vor allem die Kunststücke des herausragenden Sängers Gary Louris an der Gitarre können es mit den Saiten-Eskapaden eines Nels Cline bei Wilco fast aufnehmen. Auch Folkrock-Übervater Neil Young und Bruce «The Boss» Springsteen standen hörbar Pate für die äußerst abwechslungsreichen zwölf neuen Lieder.

Dass The Jayhawks immer eine Band waren, die von anderen Musikern mehr geschätzt wurde als von der breiten Masse, wird auch mit dem neuen Album wieder deutlich. Peter Buck (Ex-R.E.M.) hat das Werk mit Tucker Martine und Louris co-produziert, Mike Mills und Scott McCaughey (beide ebenfalls früher bei R.E.M.) treten als Gäste auf. Vor allem aber ist «Paging Mr. Proust» die große Show eines hochsympathischen Americana-Quintetts, das nach all dem Schlamassel nun hoffentlich noch viele gute, kreative Jahre vor sich hat.

Konzerte im September: 11.9. Hamburg, Grünspan; 17.9. Berlin, Passionskirche; 18.9. Frankfurt, Zoom (dpa)