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Schauspieler Schauspieler: Willi Forst blieb als «bel ami» in Erinnerung

01.04.2003, 09:27
Der Wiener Kinostar Willi Forst, der als Schauspieler ebenso bewundert wurde wie als Regisseur, wäre am 7. April 100 Jahre alt geworden. (Foto: dpa)
Der Wiener Kinostar Willi Forst, der als Schauspieler ebenso bewundert wurde wie als Regisseur, wäre am 7. April 100 Jahre alt geworden. (Foto: dpa) dpa

Wien/dpa. - Als pfiffig-galanter «Bel Ami» ist er in Erinnerung geblieben, als Meister der romantischen Unterhaltung: Der Wiener Filmstar Willi Forst, der als Schauspieler ebenso bewundert wurde wie als Regisseur. Zu seinem 100. Geburtstag, den Forst am 7. April gefeiert hätte, würdigen Filmhistoriker sein vielseitiges Schaffen. Heute gilt Forst nicht nur als Schöpfer des leicht melancholischen und dennoch beschwingten Wiener Films und als Herzensbrecher. Beachtung findet auch die Doppelbödigkeit seiner Arbeit.

Der Erfolg schien dem gebürtigen Wiener zuzufliegen wie die Herzen der Frauen in der Maupassant-Verfilmung «Bel Ami»: Der Sohn eines Porzellanmalers und einer Hausfrau erhielt erste Bühnenengagements im Alter von 16 Jahren, ohne je eine professionelle Schauspielausbildung zu erhalten. Über Provinztheater im heutigen Polen und Tschechien landete Forst 1925 in Berlin. Zunächst war er als lyrischer Operettentenor engagiert, später an Max Reinhards Deutsches Theater.

Rasch eroberte sich Forst das neue Medium Film. Anfang der 20er Jahre erhielt er erste Rollen und wirkte in insgesamt 19 Stummfilmen mit, unter anderen an der Seite von Marlene Dietrich in «Gefahren der Brautzeit». Ohne Schwierigkeiten schaffte er den Sprung in den Tonfilm: Seine charakteristische, sonore Stimme unterstrich seinen leisen, melancholischen Charme.

In seinem Regiedebüt, der Schubert-Biografie «Leise flehen meine Lieder» von 1933, sind bereits die charakteristischen Elemente seines Stils erkennbar. Elegant setzte er romantische Unterhaltung vor dem Hintergrund der Wiener Jahrhundertwende in Szene. Forst, der mit «Zwei Herzen im Dreivierteltakt» 1930 die Wiener Variante der musikalischen Komödie begründete, bekannte sich entschieden zur Weltflucht: «Ich habe damals genau das getroffen, wonach die Menschen sich sehnten: Vergessen, Freude», resümierte er einmal über seine Arbeit in den 30er und 40er Jahren.

Er siedelte seine Filme in einer vergangenen, nahezu verklärten Epoche an und begründete später: «es war auch nicht ohne diabolischen Reiz und Freude, gerade in dieser Zeit, als man den letzten Rest eines einst riesiggroßen Reiches ausgelöscht hatte, immer wieder in der täuschenden Verpackung von Fröhlichkeit, Musik und Humor durchscheinen zu lassen, welch geistige Großmacht Österreich einst war». Ohne sich je als politischer Künstler zu deklarieren, fand Forst damit einen Weg, das NS-Propagandakino zu unterlaufen.

Als Autodidakt entwickelte der Filmemacher rasch ein sicheres Auge ebenso für Aufnahmetechnik wie szenische Arbeit und prägte damit den Wiener Stil des frühen Kinos. «Bel Ami» (1939), «Wiener Blut» (1942) und «Frauen sind keine Engel» (1943) wurden zu gefeierten Erfolgen. Mit subtiler Schauspielerführung förderte Forst auch junge Talente. Die junge Paula Wessely entdeckte er 1934 für «Maskerade», der zu einem Welterfolg wurde. Auch für Pola Negri («Mazurka»), Hilde Krahl und Luise Ullrich wurde die Zusammenarbeit mit dem Wiener Multitalent zu einer wichtigen Etappe in ihrer Karriere.

In den ersten Nachkriegsjahren begann das Interesse an Forsts Arbeit zu sinken. «Wiener Mädl», den er bewusst als ersten Nachkriegsfilm produziert hatte, wurde kaum beachtet. Auch «Im Weißen Rössl» fand wenig Zustimmung, nur der Skandal um den Streifen «Die Sünderin» mit Hildegard Knef brachte dem Erfolgsverwöhnten 1950 noch einmal Aufmerksamkeit.

Mit «Wien, du Stadt meiner Träume» nahm Forst dann 1957 Abschied vom Kino: «Mein Stil hat Pause», erkannte er und zog sich auf seinen Wohnsitz im Tessin zurück. Trotz zahlreicher Auszeichnungen wie dem österreichischen Ehrenkreuz 1961 und dem deutschen Bundesfilmpreis 1968 mied er Auftritte in der Öffentlichkeit. Als seine Frau Melanie 1973 starb, wurde es immer stiller um den einstigen Star. 1980 starb Willi Forst in Wien an Krebs.