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Rundfunkanstalt Rundfunkanstalt: Stühlerücken beim MDR

Von ROLF WESTERMANN 07.10.2011, 19:08
Der MDR-Rundfunkrat muss einen neuen Intendanten wählen. (FOTO: DPA)
Der MDR-Rundfunkrat muss einen neuen Intendanten wählen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

LEIPZIG/DPA - Damit steht der fünftgrößte Senderder ARD vor einschneidenden Veränderungen.Wichtigste Ziele sind eine umfassende Modernisierungvon Strukturen und Programm sowie vor allem:keine weiteren Skandale.

Die Personalentscheidungen wurden zum Teilschon vor mehr als einem Jahr getroffen, werdenaber erst jetzt wirksam. Neuer starker Mannneben dem künftigen Intendanten ist FernsehdirektorWolf-Dieter Jacobi (45), bisher ARD-Boxkommentatorund MDR-Sportchef. Sein Leitspruch: "Wir wollenden MDR mehr in Richtung Zukunft ausrichtenstatt in die Vergangenheit." Jacobi unterstehennun die wichtigen Bereiche Aktuelles, Kultur,Unterhaltung, Sport, Filme, Serien und ARD-Zulieferungen- also das gesamte Programm. Seine erste Aufgabewird es sein, einen Nachfolger für UnterhaltungschefFoht zu finden.

Der zuletzt umstrittene Intendant Udo Reiterist seit rund 20 Jahren im Amt und scheidetzum Monatsende aus. Er hat den Sender zu einemder erfolgreichsten Dritten ARD-Programmegemacht. Sendungen wie die Serie "In allerFreundschaft", der Leipziger "Tatort", "Polizeiruf110" aus Halle sowie das Boulevardmagazin"Brisant" erzielen hohe Einschaltquoten. Nunwird die rund 2000 Planstellen große Rundfunkanstaltumfassend erneuert. Jacobi will mehr als bloßkleine Akzente setzen. "Es gibt kaum eineRegion in Deutschland, die sich so veränderthat wie unser Sendegebiet", erklärt er. "Daswollen wir mehr ins Programm bringen." Konkretbedeutet das: Weniger Ostalgie, mehr Gegenwartund Zukunft - in Magazinen, Serien und Filmen.

Damit sollen jüngere Zuschauer angelocktwerden. Der MDR hat zwar das jüngste Publikumder Dritten Programme - mit 61 Jahren gibtes aber noch Spielraum nach unten. Gut vertretenist der Sender bei den neuen Krimiserien imErsten unter der Dachmarke "Heiter bis Tödlich",mehrere Produktionen sind in Vorbereitung.Künftig steht multimediales Arbeiten im Mittelpunkt.Dazu wurde ein Newsdesk geschaffen, an demInhalte für Fernsehen, Hörfunk und Online-Dienstegemeinsam bearbeitet werden. "Alles, was wiran Aktualität produzieren, geht über diesenTisch", erklärt Jacobi.

An den im Staatsvertrag der Länder Sachsen,Sachsen-Anhalt und Thüringen festgezurrtenStrukturen wird aber nicht gerüttelt. So bleibendie Nachrichtenredaktionen in den drei Landesfunkhäusernbestehen, und auch künftig wird die Hörfunk-Zentraledes MDR in Halle sein.

Die personellen Veränderungen im Sender sindindes umfassend: seit einem Monat ist derneue Betriebsdirektor Ulrich Liebenow im Amt.Anfang Oktober haben zudem Sportchefin SylviaPeuker und der Dresdner LandesfunkhauschefSandro Viroli ihre Arbeit aufgenommen. ImNovember kommt Stefan Raue als neuer Chefredakteurvom ZDF nach Leipzig. Wer künftig das Amtvon Verwaltungsdirektor Holger Tanhäuser übernimmt,der im Zuge des Betrugsskandals beim KinderkanalKika zurückgetreten war, steht noch nichtfest.

Unterdessen bereitet der Verwaltungsrat desSenders am Sonntag die Intendantenwahl vor. AlsKandidaten im Gespräch sind dabei die stellvertretendeIntendantin Karola Wille, der stellvertretendeWDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra, MDR-HörfunkdirektorJohann Michael Möller sowie der stellvertretendeZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen.

Bei all dem Umbruch soll es eine Konstantegeben: "Der MDR wird auch künftig sehr engmit der Region verbunden sein und das Lebensgefühlder Zuschauer in seinem Programm widerspiegeln",betont Jacobi. "Und ein Volksmusikverbot wirdes nicht geben."

Udo Foht spricht auf einer Pressekonferenz in Dresden. (FOTO: DPA/ARCHIV)
Udo Foht spricht auf einer Pressekonferenz in Dresden. (FOTO: DPA/ARCHIV)
dpa-Zentralbild