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Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz: Liegt in Trier der älteste christliche Friedhof Deutschlands?

Von Birgit Reichert 21.07.2005, 10:27
Winfried Weber, Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums betrachtet unterhalb der Abteikirche St. Matthias in Trier den Inhalt eines soeben geöffneten Steinsarges aus römischer Zeit. (Foto: dpa)
Winfried Weber, Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums betrachtet unterhalb der Abteikirche St. Matthias in Trier den Inhalt eines soeben geöffneten Steinsarges aus römischer Zeit. (Foto: dpa) Ernst Mettlach

Trier/dpa. - Die vermutlich mehreren hundert Toten waren auf engstem Raum um die Gräber der ersten Trierer Bischöfe Eucharius und Valerius beigesetzt worden.

«Die legendenhafte Darstellung hat nun durch archäologischeBefunde ein sicheres Fundament bekommen», sagte BistumsarchäologeWinfried Weber am Mittwoch. Jetzt sei bewiesen, dass es bereits um270 in Trier eine christliche Gemeinde gegeben habe, die sich umihren Bischof scharte. Am Anfang sei es vermutlich «ein kleinerVerein» mit 50 bis 60 Mitgliedern gewesen. Spätestens unter demersten christlichen römischen Kaiser Konstantin, der das römischeReich zwischen 306 und 316 von Trier aus regierte, sei die Gemeindeaber rasch angewachsen, sagte Weber, der das Bischöfliche Dom- undDiözesanmuseum in Trier leitet.

Der Wissenschaftler schätzt, dass insgesamt zwischen 5000 und 6000Menschen auf dem südlichen Gräberfeld der Stadt beigesetzt wordensind. Reichere Menschen seien in einem Sarkophag aus Stein beerdigtworden, ärmere entweder in einem Holzsarg oder einfach in der Erde.«Die Menschen waren bestrebt, möglichst nahe beim Heiligen bestattetzu werden, damit sie beim Jüngsten Gericht nicht vergessen werden.»

In einem geöffneten Sarkophag aus Sandstein fanden die Archäologenkostbare Schmuck- und Glasbeigaben. Im Glasgefäß sei möglicherweiseBalsamöl gewesen, sagte Restaurator Stefan Schuh. Das Glas sei leichtblau oder grün gefärbt, weil die Herstellung von Klarglas damals nochnicht beherrscht wurde. In einem anderen Sarkophag lag eine Kette ausbunten Glasperlen, die einem Kind mitgegeben worden war, das mitseiner Mutter unter deren Bauch begraben worden war. Außerdem fandendie Forscher Gürtelschnallen und römische Münzen, die zum Teilunbenutzt, also «prägefrisch» mit ins Grab gelangten. WeitereSarkophage sollen aber nicht mehr gehoben werden.

Besonders wertvoll seien die Funde auch, weil sie in derAbteikirche einen Ort belegten, an dem Menschen seit fast zweiJahrtausenden beigesetzt worden seien, sagte der Benediktiner-AbtAnsgar. Nach Eucharius und Valerius ließ Bischof Cyrillus dortvermutlich um 450 ein Mausoleum bauen. Im 10. Jahrhundert entstandunter Erzbischof Egbert an der selben Stelle eine Kirche mit Krypta,die jetzt ebenfalls ausgegraben wurde. Mit einem meterlangenTreppenzugang und eingebauten Lichtschächten ist sie nach Angaben vonWeber «sensationell»: «Es gibt nichts Vergleichbares aus derottonischen Zeit.» Seit dem 12. Jahrhundert wird hier auch das Grabdes Apostels Matthias verehrt. Das einzige Apostelgrab nördlich derAlpen zieht jedes Jahr Pilgergruppen an. Bis heute wird auf demFriedhof hinter der Kirche weiter bestattet.