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Popmusik Popmusik: Teenager mit großer Stimme

Von Tatjana Schäfer 06.02.2010, 12:05
Es ist schon erstaunlich, welche kraftvolle, tiefe Stimme die zierliche 15-jährige Leandra Gamine hat. (FOTO: DDP)
Es ist schon erstaunlich, welche kraftvolle, tiefe Stimme die zierliche 15-jährige Leandra Gamine hat. (FOTO: DDP) ddp

Berlin/ddp. - Es ist schon erstaunlich, welche kraftvolle, tiefeStimme das zierliche 15-jährige Mädchen hat. Leandra Gamineserwachsene Stimme hat schon viele verblüfft: die Gesangslehrerin, dieJury des Berliner Landeswettbewerbs von «Jugend musiziert» und denMusikproduzenten Fritz Graner, der Songs für sie komponiert. Am 12.Februar wird ihr erstes Album «Romance» erscheinen. Ihre Single«Tango» ist bereits seit Mai auf dem Markt.

Die Berlinerin Leandra hat bereits als Kind leidenschaftlich gernegesungen, anfangs nur im Kreis der Familie, später im Schulchor. Mitzwölf begann sie Gesangunterricht zu nehmen. «Die Lehrerin wolltemich zunächst gar nicht unterrichten, weil ich so jung war.Normalerweise übernimmt sie Schüler erst ab einem Alter von 17 oder18 Jahren», erzählt Leandra, die von ihren Freunden Lele genanntwird. Ein Probesingen überzeugte die Lehrerin jedoch und entgegenihren sonstigen Prinzipien begann sie Leandra auszubilden.

So erstaunlich wie Leandras Stimme ist auch die anspruchsvollemusikalische Richtung, die sie mit ihrem Gesangsunterricht einschlug:Sie sang Jazz - normalerweise nicht der bevorzugte Musikstil jungerMädchen. Die ungewöhnliche Entscheidung traf damals Leandras MutterNanne. «Die Jazz-Ausbildung ist eben sehr vielfältig», begründet sieden damaligen Schritt. Allerdings habe sie ihre Tochter «nicht zumJazz zwingen» müssen. Leandra hört selbst gerne Jazz und mag außerdemauch Funk, Soul und R'n'B. «Eben alles was gut ist», sagt der blondeTeenager. Ihre musikalischen Vorbilder sind Jamie Cullum und MichaelBublé.

Auch ihre eigenen Songs haben mit beliebigem Popeinerlei wenig zutun. Vielen Stücken auf dem Album «Romance» hört man LeandrasJazz-Hintergrund an. Die Debütsingle «Tango» ist geprägt von Anleihenan lateinamerikanische Rhythmen. Produzent und Songwriter FritzGraner, der die Songs schrieb und komponierte, «entdeckte» Leandraeher durch Zufall. Eine Freundin Leandras, die wiederum die Tochtereiner Freundin Graners war, nahm einen Schulauftritt der jungenSängerin mit dem Handy auf und schickte die Aufzeichnung an Graner.«Meine Freundin hatte mir gar nicht erzählt, dass sie die Aufnahme aneinen Musikproduzenten schickt», erzählt Leandra.

Graner, der mit dem Musikprojekt E Nomine bekannt wurde, warbeeindruckt von der Stimme des Teenagers. «Ihre Stärke ist der tiefeStimmsound», schwärmt er. Nachdem er die Aufnahme von demSchulauftritt gehört hatte, schrieb er für sie den Song «Tango», riefLeandra an und spielte ihr den Song vor. «Bei dem Anruf von Fritz binich aus allen Wolken gefallen», berichtet sie. Seither arbeiten diebeiden zusammen.

Im Winter 2009 sang Leandra schließlich ihr Album ein. «Erst hatteich Angst vor den Aufnahmen, aber alle waren so professionell undhaben mir die Scheu genommen», erzählt sie von der ihr ungewohntenSituation. Mit öffentlichen Auftritten hat sie hingegen seit längeremErfahrung. Mit zwölf trat sie bereits in einem Jazz-Club auf.Außerdem spielt die Gymnasiastin in ihrer Freizeit in zwei Bands,unter anderem Saxofon. «Insgesamt komme ich etwa auf 100 Auftritte»,rechnet die Sängerin nach.

Einer davon fand Anfang 2008 vor der Jury des Berliner Regional-und Landeswettbewerbs «Jugend musiziert» statt. Sie überzeugte undgewann in der Sparte Pop/Gesang. «Das erste Mal vor einer Juryaufzutreten war sehr aufregend. Es war für mich auch ein wichtigerSchritt», sagt sie. Trotzdem ist sie noch immer vor jedem Auftrittnervös, selbst wenn sie nur zu Weihnachten vor ihrer Familie singt.«Aber sobald der erste Ton gespielt wurde, ist das vorbei», sagtLeandra selbstbewusst.

Ihr größter Wunsch ist es, die Musik später zu ihrem Beruf zumachen. «Es ist halt nicht ganz leicht, in das Geschäfthineinzukommen», gibt sie zu bedenken. Graner sieht das gelassen. «DaLele noch so jung ist, haben wir Zeit, sie in Ruhe aufzubauen», sagter. Von Castingshows, die junge Leute schnell ins Rampenlichtkatapultieren und genauso rasch in Vergessenheit geraten lassen,halten sie beide nichts. Leandra setzt stattdessen auf Fleiß und eineweiterhin solide Ausbildung. Zwingen muss sie sich dazu nicht: «Musikzu machen ist ohnehin mein größtes Hobby.»