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Popkomm Popkomm: Laute Musik, «Superstars», Zielgruppenwerbung

15.08.2003, 12:09

Köln/dpa. - Es ist laut und schrill in der Messehalle 8 in Köln. Musik schallt aus allen Richtungen, junge Popstars schreiben Autogramme für noch jüngere Fans, auf der Bühne geben Bands ihr Bestes: Zum ersten Mal dürfen normale Fans die Luft der großen weiten Musikwelt atmen und am weltgrößten Branchentreff Popkomm teilnehmen - Popkomm.Public nennt sich die abgespeckte Fan-Version der Messe.

«Das ist geil», sagt die 14-jährige Julia, die den Arm voller Autogramme hat. «Before Four, Tobias Schenke und Jasmin Wagner - die sind alle hier drauf», berichtet die Schülerin stolz. «Wir sind hier, um die Stars zu treffen und mit denen zu sprechen», sagt ihre gleichaltrige Freundin Alina. Und die seien «total nett und überhaupt nicht arrogant.» Die Mädchen haben sich gleich ein Drei-Tages-Ticket für 24 Euro besorgt - «das hat sich auf jeden Fall gelohnt», meint Julia.

«Viel zu teuer», findet hingegen die 16-jährige Sandra. «Viele der Bands kann ich auf dem Ringfest umsonst sehen.» Sie sei auch nicht nur wegen der Künstler gekommen, sondern auch wegen ihrer Zukunft. «Ich will nach dem Abi mal im Musikbereich arbeiten, vielleicht als Journalistin. Da hoffe ich, hier ein paar Infos zu kriegen.» Besonders die Dialoge der Experten findet die Kölnerin interessant. Die Schilderungen von «Superstar» Alexander («Man muss einfach richtig reinhauen») hätten sie schon überrascht. «Ich habe vorher gedacht, das dieses Superstar-Zeug leichte Arbeit ist.»

Der 20-jährige Mario aus Berlin hat noch konkretere Ziele: «Ich will selber in die Branche rein - beim Radio oder einem Label arbeiten», sagt er. Für ihn sind die Seminare und Workshops wichtig, in denen Profis Tipps zu Karrierechancen, Band-Vermarktung oder Musikproduktion geben. «Die sind echt gut.» Doch sonst gebe es wenig, was ihn begeistere: «Ich bin enttäuscht, was die Aufmachung angeht. So können die nächstes Jahr in Berlin nicht ankommen», meint er. Die Ausstellungsfläche sei viel zu klein - in Wirklichkeit reicht eine Viertelstunde für einen Rundgang - und das Musikprogramm zu poppig, meint der Fan von Alternative Rock. «Außerdem ist es in den Seminaren viel zu laut, die Musik übertönt alles.»

Doch das ist selbst im Geschäftsbereich der Messe, bei Popkomm.Business, nicht anders. «It's about music» - das Motto der 15. Popkomm ist auch hier lautes Programm. Im Fan-Bereich, überproportional von Mädchen besucht, wird zudem deutlich, dass es wie bei anderen Jugendmessen vor allem um die junge Klientel als Kunden geht - so veranstaltet der Sponsor Deutsche Bahn einen Basketball-Wettbewerb, Vodafone buhlt um Mobilfunkkunden und die Plattenbranche preist natürlich ihre Ware an. Doch ob diese Strategie aufgeht, bleibt fraglich: «Ich habe fast nur gebrannte CDs. Die Preise sind einfach zu hoch», sagt André (16) aus Leverkusen stellvertretend für viele Altersgenossen. Der erhobene Zeigefinger in Richtung Raubkopien und illegale Downloads kommt also kaum an.

Die Masse der Jugendlichen wird ohnehin nicht erreicht. Viele der Konzerte von den Absoluten Beginnern oder auch Olli Banjo waren eher mau besucht - von einem Dutzend bis zu 100 Fans. Auch in der Messehalle 8 war es nicht übervoll - die vorher von den Veranstaltern unter der Hand gehandelte Zahl von 30 000 Besuchern dürfte wohl kaum erreicht werden.