Peter von Poehl: Für einen Tag im Mai
Hamburg/dpa. - Der Schwede Peter von Poehl schwelgt auf seinem zweiten Album «May Day» in überschäumenden Melodien, üppigen Arrangements und romantischen Gefühlswelten. Mit anderen Worten: perfekt eingespielter Kammer-Pop der einfühlsamen Art.
Peter von Poehl ist einer jener umtriebigen europäischen Künstler, die immer gerade auf der Durchreise zu sein scheinen und sich in vielen Metropolen zugleich verorten. Möglich, dass ihn das unablässige Touren vom Sesshaftwerden abhält, andererseits bescherte es ihm auch die Gelegenheit, im Vorprogramm so illustrer Künstler wie Air, Chris Isaak, Ben Harper oder Brian Wilson aufzutreten. So pendelt er denn zumeist zwischen seiner Heimatstadt Malmö, Berlin sowie Paris hin und her und führt ein ausgesprochen modernes Nomadenleben.
Umso eindrucksvoller war deshalb sein erstes Album «Going To Where The Tea Trees Are» aus dem Jahr 2006, da es überwiegend seine weltabgewandte, introvertierte Seite repräsentierte.
Das neue Album «May Day» ist ebenso von zart-melancholischen Klängen geprägt, allerdings gepaart mit einer sonnig-entspannten Spielweise. Getragen werden die Stücke durch von Poehls unverwechselbare Tenorstimme und die bedächtige, doch Melodien verliebte Art des Gesangs. Dies erinnert gelegentlich an den auf Wohlklang ausgerichteten Gitarren-Pop der Kings of Convenience oder der amerikanischen Band The Shins. «May Day» hebt sich jedoch mit seinen delikaten Arrangements und den eleganten Orchestrierungen im Stil der 60er Jahre auf angenehme Weise von zeitgenössischen Produktionen ab.
Die Musik Peter von Poehls lässt sich sehr wohl verorten, und das liegt nicht allein an seinem leichten Akzent. Wer bei einem Aufenthalt in Schweden einmal das Radio eingeschaltet hat, der ahnt recht bald, auf welchem, vergleichsweise hohem Niveau sich die dortige Pop-Musik bewegt. Bestenfalls England hat ähnlich viele Singer/Songwriter aufzubieten, die mit derartig einnehmenden, scheinbar zeitlosen Kompositionen aufwarten können. Schönstes Beispiel des Albums dafür ist das Stück «Parliament» mit seiner jubilierenden Bläsersektion, die eine geradezu euphorische Stimmung verbreitet.
Das Album würde auch mühelos den Soundtrack zu einem romantischen Indie-Film abgeben, und darüber hinaus eignet es sich gleichermaßen für einen beschwingten Sommerurlaub oder gar für vorzeitige Frühlingsgefühle.