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Niki des Saint Phalles Niki des Saint Phalles: Mehr als nur die Mutter der Nanas

13.01.2012, 14:55
Die Tochter von Niki de Saint Phall, Laura Duke (r), und der Museumsdirektor Achim Sommer schauen sich im Max-Ernst-Museum in Brüh die Plastik «Nana» an. Die Retrospektive «Niki de Saint Phalle - Spiel mit mir» ist vom 15.01. bis 03.06.2012 zu sehen. (FOTO: DPA)
Die Tochter von Niki de Saint Phall, Laura Duke (r), und der Museumsdirektor Achim Sommer schauen sich im Max-Ernst-Museum in Brüh die Plastik «Nana» an. Die Retrospektive «Niki de Saint Phalle - Spiel mit mir» ist vom 15.01. bis 03.06.2012 zu sehen. (FOTO: DPA) dpa

Brühl/DAPD. - Zehn Jahre nach ihrem Tod widmet dasMax Ernst Museum Brühl der Künstlerin ab Sonntag eine Retrospektive.Dabei zeigt die Schau «Spiel mit mir» auf jeden Fall eins: Ihr Werkging über die weltberühmten farbenfrohen Nana-Skulpturen hinaus.

Ihren Durchbruch als Künstlerin verdankte de Saint Phalle in den60ern ihren Schießbildern, die einen wichtigen Teil der 85 Werkeumfassenden Ausstellung ausmachen: Sie fertigte zunächst eineCollage aus den Kleidern ihres aktuellen Liebhabers und benutzte fürdas Gesicht eine Dartscheibe, auf die sie mit Pfeilen oder Nägelnzielte. Später folgten Bilder, für die sie Farbbeutel eingipste unddann auf die erstarrte Fläche zielte, sodass durch die Einschüssedie Farbe austrat und das Bild an eine blutende Wunde erinnerte. DieSchießbilder zeigten, dass Niki «gegen die Männer schon eine gewisseAggressivität» gehegt habe, sagt Museumsdirektor Achim Sommer. ImAlter von elf Jahren war de Saint Phalle von ihrem eigenen Vatersexuell missbraucht worden.

Die Traumata ihrer Kindheit verarbeitete sie mit ihrer Kunst. IhrWerk, das aus Gemälden, Collagen und Skulpturen aus denunterschiedlichsten Materialien besteht, vermittelt aber keineswegsden Eindruck von Trauer. Vielmehr wird der Ausstellungsbesucher miteinem Farbenfeuerwerk konfrontiert. Und auch mit filigranenSkulpturinstallationen wie dem «Hanging Man», der Teil einesspäteren Projekts von de Saint Phalle in der Toskana war, mitCollagen aus Drähten und Kinderspielzeug. Wie Laura Duke, dieTochter der Künstlerin erzählt, hat de Saint Phalle für ihre Arbeitauch schon mal das eine oder andere Spielzeug aus dem Kinderzimmerihrer Tochter zweckentfremdet. «Sie war sehr verspielt. BeimDamespielen hat sie immer geschummelt», sagt Duke.

Nanas als Segen und Fluch zugleich

Die Ausstellung zeigt die vielen verschiedenen Stationen im Lebenund im Werk von de Saint Phalle bis sie eine weltweit gefeierteKünstlerin war. Klassisch war ihr Lebenslauf definitiv nicht: Nikide Saint Phalle, die 1930 als Spross einer französischenAdelsfamilie als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle zur Weltkam, arbeitete Ende der 40er Jahre als erfolgreiches Model. Dassdürr und abgemagert nicht das Schönheitsideal der selbst zierlichenund schmalen Künstlerin war, zeigte sie ab den 60ern mit ihrenNanas. Diese waren für de Saint Phalle Segen und Fluch zugleich.«Sie hat selbst in einem Interview einmal gesagt, dass dies dereinzige Aspekt ihrer Arbeit sei, der akzeptiert werde und der Restwerde ignoriert», sagt Sommer. Andererseits konnte de Saint Phallemit dem Verkauf der Nanas und auch von Merchandise-Produkten wieNana-Schlüsselanhänger ihre eigenen größeren Projekte finanzieren.

Doch auch auf andere Weise waren die Nanas für die Künstlerin einFluch: «Die großen Skulpturen wurden aus Polyester angefertigt. Inden 60ern war die Gefahr von den giftigen Dämpfen, die bei derVerarbeitung dieses Materials auftreten, nicht bekannt», sagteSommer. De Saint Phalle erkrankte an einem Lungenleiden, das siezwang, in ein milderes Klima nach Kalifornien zu ziehen. Dort starbsie 2002 im Alter von 71 Jahren. «Sie hat quasi über ihren Todhinaus gearbeitet: Sie hat ihre letzten Projekte so organisiert,dass sie auch nach ihrem Ableben verwirklicht werden können», sagtihre Tochter.