Merseburg Merseburg: Dom wird zum perfekten Gehäuse für Bach bis Jazz

MERSEBURG/MZ/FWE. - Dem Interpreten wardie Freude - insbesondere an den technischenFinessen seines Instruments - hörbar anzumerken.
Im ersten Teil des Konzerts wurden alten Orgelwerkenorchestrierte Neu-Fassungen spiegelbildlichgegenüber gestellt. Neben Liszt erklang BachsChoral "O Mensch bewein dein Sünde groß",den der Schönheit-Schüler Denny Wilke spielte,beide Stücke wurden anschließend von der StaatskapelleHalle unter dem Merseburger Kantor StefanMücksch bravourös interpretiert. Und der Hörerstaunt über die schier unglaubliche, gestochenscharfe Akustik des Merseburger Doms, dievon Hall, Echo und unscharf-verschwimmendenKlanglinien nichts wissen will. Und er freutsich über die große Musikalität der Interpreten,die von Schönheits Dirigat über große Distanzensicher durch die feierliche Musik geführtwerden. Nach der Pause füllt die MerseburgerDomkantorei mit dem Kammerchor der SchlosskapelleSaalfeld die Podeste - und Stefan Mückschversucht, die Staatskapelle zu StrawinskysChoralvariationen "Vom Himmel hoch, da kommich her" wie vordem zu führen.
Die Begründung, warum ein Weihnachtslied aufdem Programm steht, bleiben Michael Schönheitin seiner Einführung, die Ausführenden musikalischschuldig. Wenn der Chor nun schon zu zweiDritteln aus Damenstimmen besteht, so mussman deren Dominanz doch in den Tutti-Passagenzugunsten der Herren reduzieren. Warum Mückschdies nicht macht und 30Männer ersatzlos überstimmtwerden - das bleibt sein Geheimnis.
So fiel ein bedeutender Strawinsky dem Gefällevon professionellen Musikern und den in Artikulationund Dynamik überforderten Choristen zum Opfer.Wer danach noch ausharrte, wurde mit den herausragendenJazzern des Thomas-Gabriel-Trios belohnt,deren Sound sich mit den Orgelklängen wunderbarmischten. Das Publikum wurde also Zeuge einesanspruchsvollen Programms, das - zusammenmit Bachs großer Matthäuspassion - die 40.Merseburger Orgeltage durchaus würdig ausklingenließ.