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Märchenfilm Märchenfilm: Nikolaus und Rosalie gehören zur Familie

Von Ilka Hillger 23.12.2005, 18:13

Halle/MZ. - Die Zauberkraft der drei Haselnüsse ist enorm. Jagdkostüm, Ball- und Hochzeitskleid sind ein Klacks gegen jenes süße Gift, das ganz nebenbei mit den Kostümen frei gesetzt wird und stets zur Weihnachtszeit in das Gemüt des Fernsehpublikums einzieht. So lange, bis dieses im Sessel sitzt und es ein Wiedersehen mit Nikolaus und Rosalie, mit Kleinröschen und Vinzek und natürlich mit dem Aschenbrödel gibt.

Die Dauergäste zum Fest gehören 30 Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung von "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" längst zur Familie. Wer nicht genug bekommen kann von Aschenbrödels Schneeritt, hat an den Weihnachtstagen vom frühen Morgen bis zum späten Abend Gelegenheit, ein Tränchen zu verdrücken, um dann für Stunden die Melodien von Filmkomponist Karel Svoboda zu trällern. Das strapaziert zuweilen die Nerven jener, denen die Magie des Films verschlossen bleibt. Auf Gleichgesinnte und Gesprächspartner stößt man deshalb auf der Fanpage des Filmes, die angesichts ihrer Fülle an Informationen nahe legt, dass es ein Aschenbrödel-Universum gibt.

In dem tummeln sich Jung und Alt, Mann und Weib, Anhänger von nahezu allen Kontinenten, denn die Co-Produktion der Defa-Studios mit dem tschechischen Fernsehen hat längst die Welt erobert und gilt vielen als der schönste Märchenfilm überhaupt. Wie es dazu kommen konnte ist nach wie vor ein ungelöstes Rätsel, auf das auch Regisseur Vaclav Vorlicek keine rechte Antwort hat. "Es gibt eigentlich kein Geheimnis", sagt er über die allgemein sehr beliebten Märchenfilme aus seinem Land. "Unsere Filme sind wie unsere Märchen: oft poetisch, meist lächerlich, ein wenig Horror, aber sonst ganz nett."

Das erklärt ein wenig, aber längst nicht alles. Auch andere Märchen haben hübsche Prinzessinnen und oftmals bessere Prinzen, die Ausstattung ist schön, jedoch nicht umwerfend und der Musik, so einnehmend sie sein mag, hört man durchaus den Hitmacher Svoboda an, der über 80 Songs für Karel Gott komponierte und u. a. die Noten für "Biene Maja" und "Wickie und die starken Männer" setzte. Ist es also doch Libuse Safrankova, die mit 19 Jahren zum ewigen Aschenbrödel wurde und heute auch schon 52 ist? Sie immerhin emanzipierte sich von ihrem jugendlichen Märchenausflug und wirkte Jahre später im oscarpremierten tschechischen Film "Kolya" mit.

Unvergessen bleibt trotzdem "...die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hühnchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht. Wer ist es dann - mein holder Herr?..." Die Antwort darauf weiß man zwar, den Weg zur Lösung wird man indes niemals überdrüssig zu sehen. Auch nicht an diesem Weihnachtsfest mit "3hfa", wie es in Fankreisen wenig märchenhaft heißt.