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Leipzig Leipzig: «Cosplayer» erobern die Buchmesse

Von Sophia-Caroline Kosel 19.03.2010, 13:40
Dieses junge Mädchen hat sich als Prinzessin Hinoto verkleidet, einer Figur aus der Manga- und Anime-Serie «X». (FOTO: DPA)
Dieses junge Mädchen hat sich als Prinzessin Hinoto verkleidet, einer Figur aus der Manga- und Anime-Serie «X». (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Die Kostümierten werden auch als "Cosplayer" bezeichnet (von englisch costume play für "Kostümspiel").

An den ersten beiden Messetagen strömten nach Angaben der Organisatoren bereits rund 61 000 Besucher in die Messehallen und damit 2000 mehr als vor einem Jahr. Auf dem Fußböden der Gänge und auf Sitzgelegenheiten in den Messehallen schmökerten viele Besucher in soeben gekaufter Lektüre. In den Lesungen standen am zweiten Tag Autobiografien und Biografien im Mittelpunkt; etwa von Nina Hagen und der Gruppe Karat sowie am Abend Martin Walser und Günter Grass.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) verlieh zudem den mit26 000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Preis - an den Berliner VerlegerKlaus Wagenbach, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Den mit5 000 Euro dotierten Förderpreis erhielt der Dresdner VerlagVoland&Quist für sein Engagement im Bereich «Junge Literatur».

Zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit wies der damaligeBundespräsident Richard von Weizsäcker die Kritik an einerüberschnellen Wiedervereinigung zurück. «Wir hatten doch keine Zeit»,sagte der Autor des Buches «Der Weg zur Einheit» (C.H. Beck, München)auf der Buchmesse. Im Nachhinein betrachtet sei es «sehr erstaunlich,wie in kurzer Zeit überhaupt die Chance zur Deutschen Einheitaufkam».

Die Historikerin Gabriele Katz stellte auf der Messe ihr Buch«Käthe Kruse. Die Biografie» (Osburg Verlag, Berlin) vor. Sie werteteerstmals den privaten Nachlass der berühmten Puppen-Schöpferin Kruse(1883-1968) aus und sagte der dpa: «Käthe Kruse war eine totalemanzipierte Frau. Sie ist immer selbst für sich eingestanden, warimmer beruflich aktiv und hat ihren Lebensunterhalt selbst verdient»,sagt Katz. Ihr Leben lang habe Kruse Kalender und tagebuchartigekleine Hefte geführt.

Der Leipziger Autor Clemens Meyer, dessen neues Werk «Gewalten.Ein Tagebuch» (S. Fischer, Frankfurt am Main) heißt, sagte, erschreibe normalerweise kein Tagebuch: «Das interessiert mich nicht,weil ich Literatur mache und meine Kraft nicht verschwenden will inirgendwelche Aufzeichnungen, was ich heute und gestern gemacht habe.Mein Tagebuch ist mein Gedächtnis - und sind meine Romane. DiesesBuch ist ein Experiment, was ich für ein Jahr gemacht, einliterarisches Tagebuch.»

Erstmals bietet die Messebuchhandlung in Halle 4 E-Books undLesgeräte dafür an. Auf einem kleinen Stehtisch steht ein Computermit Internetzugang, zwei Mitarbeiter warteten auf Kundschaft. «Wirnehmen dem Kunden den Bestellvorgang bei libri.de ab. Er bezahlt beiuns für einen Link und kann das gekaufte E-Book dann auf bis zu sechsGeräte laden», erklärte Max Örtl. Während sich die Leser aber vor denRegalen mit den gedruckten Büchern drängelten, kam am E-Book-Tischnur ab und an jemand vorbei. «Viele suchen nur das Gespräch oderwollen ein Lesegerät in die Hand nehmen. Wir haben noch nicht so vielverkauft», sagte Örtls Kollege.

Für den Abend des zweiten Buchmessetages waren große Namen derdeutschen Literatur angekündigt: Martin Walser wollte seineErinnerungen «Leben und Schreiben» präsentieren. Zeitgleich standeine Lesung seiner Tochter Alissa auf dem Programm. Sie präsentiertihr Roman-Debüt «Am Anfang war die Nacht Musik» über den inVergessenheit geratenen Wiener Mediziner Franz Anton Mesmer. Im altenLeipziger Rathaus wollte Nobelpreisträger Günter Grass dieDokumentation «Günter Grass im Visier. Die Stasi-Akte» vorstellen.