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Kuba Kuba: Zum 150. Geburtstag von José Martí

Von Klaus Blume 22.01.2003, 21:40
Das Foto zeigt das Denkmal des kubanischen Volksdichters und Freiheitskämpfers Jose Marti auf der Plaza de la Revolucion in Havanna. Am Dienstag (28.01.2003) wird nicht nur in Kuba der 150. Geburtstag von Marti gefeiert, sondern ganz Lateinamerika verehrt den Dichter des bekannten Volkslieds "Guantanamera" als Kämpfer für die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spaniens Ende des 19. Jahrhunderts (Fotograf: Oliver Berg, dpa).
Das Foto zeigt das Denkmal des kubanischen Volksdichters und Freiheitskämpfers Jose Marti auf der Plaza de la Revolucion in Havanna. Am Dienstag (28.01.2003) wird nicht nur in Kuba der 150. Geburtstag von Marti gefeiert, sondern ganz Lateinamerika verehrt den Dichter des bekannten Volkslieds "Guantanamera" als Kämpfer für die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spaniens Ende des 19. Jahrhunderts (Fotograf: Oliver Berg, dpa). dpa

Mexiko-Stadt/dpa. - Wenn die Kommunisten in Kuba und die antikommunistischen Exilkubaner in den USA irgend etwas gemeinsam haben, dann ist es die Verehrung für José Martí. Auf der Karibikinsel ist der wichtigste vaterländische Orden nach dem Dichter und Freiheitskämpfer benannt, und in Miami im US-Staat Florida heißt ein nach Kuba ausstrahlender Propagandasender Radio Martí. Doch nicht nur Kubaner werden zu seinem 150. Geburtstag am Dienstag (28. Januar) des im Kampf für die Unabhängigkeit gefallenen Autors gedenken, denn dieser wird in ganz Lateinamerika verehrt.

José Martí wurde am 28. Januar 1853 als Sohn spanischer Einwanderer in Havanna geboren. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er, von der Kolonialmacht verfolgt, im Exil. Kuba war neben Puerto Rico damals die letzte spanische Kolonie in Amerika. Im Frühjahr 1895 landete Martí mit anderen Freiheitskämpfern auf der Insel. Gleich im ersten Gefecht gegen die Spanier kam er am 19. Mai 1895 ums Leben. Seine Sorge, dass sich die USA der Insel bemächtigen könnten, erwies sich als begründet. Die neue Großmacht griff 1898 in den Krieg ein und besiegte Spanien. Kuba wurde 1902 zwar formal unabhängig, blieb aber faktisch über Jahrzehnte unter US-Kontrolle.

Als Leitartikler und Essayist schon zu Lebzeiten in Lateinamerika bekannt, kam Martí erst nach seinem Tode auch zu dichterischem Ruhm. Sein lyrisches Werk umfasst die Bände «Ismaelillo» (1882) und «Versos Sencillos» (Einfache Verse, 1891), die posthum erschienenen Sammlungen «Versos Libres» (Freie Verse, 1913) und «Flores del destierro» (Blumen der Verbannung, 1933) sowie Einzelgedichte. Viele seiner Gedichte wurden später vertont und zu volkstümlichen Liedern. Eines davon, das die 1., 24. und 46. Strophe der «Versos Sencillos» umfasst, wurde unter dem Titel «Guantanamera» berühmt. Auch heutige kubanische Künstler wie der Liedermacher Pablo Milanés haben sich von Martí inspirieren lassen.

Politisch fühlt sich Kubas Staats- und Parteichef Fidel Castro als Testamentsvollstrecker Martís. Nach offizieller Lesart war die Insel bis 1959 eine «Pseudorepublik» und erlangte erst mit dem Sieg der Revolution ihre wirkliche Unabhängigkeit. Entsprechend versteht sich die Kommunistische Partei als Erbin der von Martí 1892 gegründeten Kubanischen Revolutionspartei. Aus Sicht von Castros Gegnern hingegen haben die Kommunisten Martís Erbe verraten, da jener für eine freiheitliche Gesellschaftsordnung gekämpft habe.

In seinen politischen Schriften hatte der Autor, der zwischen 1880 und 1895 überwiegend in New York lebte, immer wieder vor der Gefahr gewarnt, die die USA aus seiner Sicht für die eigenständige Entwicklung Hispanoamerikas darstellten. Als Zeitungskorrespondent fand er auch im Rest des Subkontinents Gehör und wurde Konsul Argentiniens, Uruguay und Paraguays in New York.

So steht ein Denkmal Martís heute nicht nur in Havanna. In Mexiko- Stadt, wo der Poet 1875 und 1876 lebte, erhebt sich seine Bronzestatue vor einem nach ihm benannten Kulturzentrum. Verehrer haben ihr eine weiße Rose in die linke Hand geklebt - in Anspielung auf den Text «Cultivo una rosa blanca» (Ich züchte eine weiße Rose), eines von Martís schönsten Gedichten. Die Leiterin des Instituts, Andrea Lehn, ist eine gebürtige Argentinierin. «José Martí ist für jeden Lateinamerikaner ein großer Denker. Er gehört uns allen», meint sie.