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Kirche des Jahres 2002 Kirche des Jahres 2002: Hoffnungs-Klänge im Advent

Von Andreas Hillger 23.12.2001, 16:20

Coswig/MZ. - Der vom Kultusministerium sowie den evangelischenund katholischen Kirchen in Sachsen-Anhaltverliehene Status ist nämlich nicht nur Auszeichnung,sondern auch Alarm-Signal. Zum Auswahl-Kriteriumder wertvollen historischen Substanz musssich auch deren akute Gefährdung fügen, derTitel "Kirche des Jahres" soll die Öffentlichkeitalso für die Werte wie für deren Bedrohungsensibilisieren.

Mit dem gestrigen Konzert, an dem neben demanhaltischen Kirchenpräsidenten Helge Klassohnauch MZ-Geschäftsführer Heinz Kiegeland inVertretung des Projekt-Schirmherrn und Herausgebersder Mitteldeutschen Zeitung, Alfred NevenDuMont, teilnahm, wurde die doppelte Absichtfraglos erreicht. Denn einerseits konnte mansich bei den in bewährter Manier präsentiertenConcerti von der exzellenten Akustik in Chorraumund Kirchenschiff überzeugen. Andererseitsaber war der dringende Handlungs-Bedarf unübersehbar.

Der zeigte sich nicht nur im deutlichen Kontrastzwischen der bereits restaurierten, barockenKanzel und den noch immer altersgrauen Logenund Emporen. Auch Details wie die unverblendetauf Putz installierten Elektro-Leitungen oderdie schmucklosen Lampenzylinder belegten diedurch chronischen Geldmangel erzwungene Verstetigungvon Provisorien. Und das Fehlen der Orgelschließlich verwies auf jene bedrohlicherenMängel, die von der freitragenden Decke imKirchenschiff kaschiert werden: Deckenbalkenund Dachsparren sind von Hausschwamm und Nassfäulebefallen und müssen großenteils verstärktoder ausgetauscht werden. Solange dieser erste,laut Pfarrer Stephan Grötzsch mit etwa 710000Markbereits weitgehend finanzierte Bauabschnittnicht abgeschlossen ist, soll auch die Königinder Instrumente nicht an ihren Stammplatzzurückkehren.

Derzeit fehlt sie spürbar in diesem Geschichtsbuchaus Holz und Stein, dessen Ursprung auf dieZeit um 1150 zurückgeht und das in seinergegenwärtigen Gestalt architektonische Detailsaus dem 13. Jahrhundert bewahrt. Trotz desweitgehend barocken Interieurs, das die optischePracht des Hauses bis heute prägt, sind inder Stadtkirche aber auch fast alle anderenJahrhunderte ihrer wechselvollen Historiedokumentiert. Dass sich ihr wahrer Wert dennochnicht allein mit musealen Kategorien messenlässt, beweist eine Ausstellung zum heutigenGemeinde-Leben und zu den Bauvorhaben, dieunter den Emporen der Nord- und Südseite eingerichtetworden ist.

Auf die dort ausgestellte Spender-Liste trugsich gestern auch die Lotto-Toto-GmbH Sachsen-Anhaltmit einer Summe von 200000Mark ein. DieMusiker der Anhaltischen Philharmonie, dieebenso wie Solistin Myra van Campen-Balintauf ihre Gage verzichtet hatten, dürften dortdemnächst mit einem Konzert-Erlös von 2750Mark zu Buche schlagen. Und dass sich inzwischenzudem ein anonymer Förderer gefunden hat,der jede privat gespendete Mark verdoppelnwill, komplettierte gestern die frohe Botschaft.Ein hoffnungsvoller Anfang ist gemacht - mittenim Advent!