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Kinostart: 27. Februar Kinostart: 27. Februar: «Chicago» ist ein starker Oscar-Favorit

Von Thomas Burmeister 23.02.2003, 18:01
Das undatierte Szenenfoto zeigt Richard Gere in der Rolle des dubiosen Anwaltes Billy Flinn umringt von Tänzerinnen in "Chicago". In Rob Marshalls Verfilmung des Broadway-Musicals verteidigt Flinn die beiden Show-Stars Roxie (Renee Zellweger) und Velma (Catherine Zeta-Jones), die beide wegen Mordes im Gefängnis sitzen. Schauplatz des mit 13 Oscarnominierungen bedachten Films ist das Chicago der 1920er Jahre. (Foto: dpa)
Das undatierte Szenenfoto zeigt Richard Gere in der Rolle des dubiosen Anwaltes Billy Flinn umringt von Tänzerinnen in "Chicago". In Rob Marshalls Verfilmung des Broadway-Musicals verteidigt Flinn die beiden Show-Stars Roxie (Renee Zellweger) und Velma (Catherine Zeta-Jones), die beide wegen Mordes im Gefängnis sitzen. Schauplatz des mit 13 Oscarnominierungen bedachten Films ist das Chicago der 1920er Jahre. (Foto: dpa) Buena Vista

New York/dpa. - Wahrscheinlich gar zum großen Sieg in der Oscar-Nacht. Das lassen die 13 Nominierungen der US-Filmakademie für die von Kritikern einhelliggelobte Kinoversion des Broadway-Musicals ahnen.

Jazz ist die angesagte Musik im Chicago der 20er Jahre, in derMetropole der Nachtclubs und der Whiskey-Schmuggler, der Gamaschen-Gangster und ihrer schmierigen Anwälte. Die Stars der Nächte sind dieJazz-Tänzer und -Sänger, vor allem die weiblichen. Fast jeden Tagberichtet die Zeitungen über sie. Am liebsten über ihre Affären undam allerliebsten über ihr Straucheln im Chicagoer Dschungel, wo Jazzund Verbrechen so dicht beieinander liegen.

Wahrscheinlich hätte es das Musical, das Bob Fosse 1975 auf dieBühne brachte, ebenso wenig gegeben wie den Film, den Regisseur RobMarshall in berauschenden Bildern perfekt inszenierte - wäre da nichtMaurine Dallas Watkins gewesen. Als Kriminalreporterin der «ChicagoTribune» hatte sie in den «Roaring Twenties» über zwei bemerkenswerteMordfälle berichtet, die sie später zu einem Theaterstückverarbeitete. Musical und Filmversion beruhen darauf.

Eine junge blonde Frau namens Roxie Hart (Zellweger) bringt ihrenLiebhaber um. Der Schuft hatte Roxie nur vorgegaukelt, dass er siezum Jazz-Musical-Star machen würde. Die andere Mörderin ist bereitsein angehimmelter Vamp. Velma Kelley (Zeta-Jones) erschoss ihrenEhemann und ihre Schwester, als sie die beiden im Bett erwischte. ImKnast begegnen sich nicht nur Roxie und Velma, sondern jede Mengeanderer Frauen, die alle irgendwie aus Leidenschaft gemordet haben.

Eine der stärksten Musical-Nummern ist der «Cell Block Tango», mitdem die Mörderinnen ihre Taten so ironisch-unschuldig schildern, dassin US-Kinos das Publikum in Beifallsstürme ausbrach. Die schärfsteist ohne Zweifel Zeta-Jones' Eröffnungsauftritt «All That Jazz». Sieschmeißt die Beine und zischt das Z in Jazz, dass den ZuschauernHören und Sehen vergeht.

Was die Frauen in der Mörderinnen-Abteilung vereint, ist dieHoffnung auf die Qualitäten von Billy Flynn. Richard Gere spielt denkorrupten Anwalt, der auf Recht, Gesetz und Moral pfeift und noch nieeinen Prozess verloren hat. Gere kann Zellweger und Zeta-Jonesallerdings als Sänger und Tänzer nicht ganz das Wasser reichen. Beiden Oscar-Nominierungen ging er leer aus. Zellweger ist für die 75.Oscar-Vergabe am 23. März als beste Schauspielerin nominiert. Zeta-Jones und Queen Latifa - umwerfend als ebenso korpulente wie korrupte«Mama» Gefängniswärterin - und John C. Reilly als dumpfer undgehörnter Gatte von Roxie Hart erhielten Nominierungen als besteNebendarsteller.

Alle zusammen haben dafür gesorgt, dass einmal wieder ein Musicalden Oscar-Hauptpreis gewinnen könnte. Im vergangenen Jahr war «MoulinRouge» in dieser Kategorie übergangen worden. Zuletzt hatte 1968 dasMusical «Oliver» den Oscar für den besten Film des Jahres gewonnen.Die 60er Jahre waren mit Siegen für «West Side Story», «My Fair Lady»und «The Sound of Music» das Jahrzehnt der Musicals. «Chicago» kommtnach Ansicht von US-Filmkritikern auch entgegen, dass dem Kino-Publikum in einer Zeit der angeheizten Irak-Kriegsrhetorik eher nachleichterer Unterhaltung als nach ernsten Stoffen zu Mute ist. Auchdas ist wohl eine Form von Zynismus.