Kinostart: 17. Juni Kinostart: 17. Juni: «Before Sunset»

Berlin/dpa. - Jahre lang ging das Gerücht, Regisseur RichardLinklater, die französische Schauspielerin July Delpy undHollywoodstar Ethan Hawke planten eine Fortsetzung ihres 1995 auf denInternationalen Filmfestspielen Berlin ausgezeichneten Welterfolgs«Before Sunrise». Zuletzt glaubte schon niemand mehr ernsthaft daran,dass es dem Trio wirklich gelänge, die bittersüße Geschichte um eineleidenschaftliche Zugbekanntschaft weiter zu führen. Doch zurdiesjährigen Berlinale wurde «Before Sunset» uraufgeführt, und derJubel von Presse und Publikum war einhellig.
«Ja, wir haben uns Zeit gelassen», erklärt Richard Linklater, derdas Drehbuch gemeinsam mit seinen beiden Hauptdarstellern über vieleMonate per Korrespondenz via E-Mail entwickelt hat. Er ergänzt: «Wirwollten keinen billigen Abklatsch liefern, sondern einen originellen,komischen und anrührenden und ehrlichen Film schaffen.»
Der damit gestellte hohe Anspruch wird voll und ganz erfüllt.Wieder ist die Fabel klein: Celine (Julie Delpy) und Jesse (EthanHawke) begegnen sich neun Jahre nach dem ersten zufälligen Treffenwieder. Damals waren die Französin und der US-Amerikaner nach einemTag voller Lebenslust und Liebesverlangen in Wien mit dem Versprechenauseinander gegangen, einander ein halbes Jahr später wieder zusehen. Daraus wurde nichts.
Fast ein Jahrzehnt später haben sie nun neunzig Minuten Zeit inParis. Dann will er, Erfolgsschriftsteller auf Lesetour, ein FlugzeugRichtung Heimat besteigen. Die Zwei schlendern durch die Stadt, redenund reden, erinnern sich, geben sich selbst Zeugnis des bisherigenLebens und dann sind die eineinhalb Stunden schon um. Endlich einHappyend für die Beiden oder wieder eine Trennung auf unbestimmteZeit?
Der bis dahin schon wahrlich zauberhafte Film beantwortet dieFrage überaus überraschend und verblüfft das Publikum mit einem derschönsten Finale, die es je im Kino zu genießen gab. RichardLinklaters Meisterschaft im luftig-leichten Inszenieren selbstschwerer Themen wird hier wieder einmal bestätigt. Allein wie er dienie aufdringlich wirkende Dialog- und Monologflut der Protagonistengleichsam in farbenreiche Gemälde fasst, lässt Filmfans schwärmen.Und Paris, schon oft als bloße Kulisse benutzt, erscheint in völligneuem Licht.
Von der Schwierigkeit zu lieben und sich lieben zu lassen, wurdein den nun schon mehr als einhundert Jahren Filmgeschichte wohl nurselten annähernd derart zauberhaft, gefühlvoll und dabei fern vonSentimentalität erzählt. Linklater und seinen hinreißendenSchauspielstars gelang eine magisch schöne Konversationskomödie vonseltener Güte.