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Kinostart 14. Januar 2010 Kinostart 14. Januar 2010: «Nanga Parbat»

07.01.2010, 10:58
Der Bergsteiger Reinhold Messner posiert in Berlin bei einem Fototermin zum Filme «Nanga Parbat» (FOTO: DPA)
Der Bergsteiger Reinhold Messner posiert in Berlin bei einem Fototermin zum Filme «Nanga Parbat» (FOTO: DPA) dpa

München/dpa. - Der Film «Nanga Parbat» von JosephVilsmaier beschreibt die Expedition von 1970. Reinhold und GüntherMessner erreichen am 27. Juni als erste über die extrem schwierigeRupalwand den 8125 Meter hohen Gipfel. Nur Reinhold überlebt.Natürlich erzählt der junge Film-Reinhold (Florian Stetter) demFilm-Publikum die Geschichte so, wie sie der echte Reinhold, der dieDreharbeiten als Berater begleitete, wieder und wieder erzählt hat.

Damit rührt der Film - nach dem Drehbuch von Reinhard Kloos undmit Musik des Oscar-Preisträgers Gustavo Santaollala - schon vor demKinostart am 14. Januar den Zwist mit den Ex-Kameraden neu auf. DieKameraden, im Film teils kauzig, soldatisch oder überbesorgtgezeichnet, zweifeln bis heute Messners Aussage an, er sei mit demhöhenkranken Bruder aus Not zur Vermeidung der Rupalwand auf derunbekannten Diamir-Seite abgestiegen. So beschreibt der Film dasUnglück. Demnach schafft es Günther in einem dramatischen Abstiegüber steile Eisabbrüche trotz Höhenkrankheit noch zwei Tage ohne Seilbergab, bis eine Lawine ihn tötet.

In starken Bildern zeichnet Vilsmaier die Heimat der Messners, dasVillnöss-Tal in Südtirol, und es wird verständlich, dass die Jungenweg wollen aus der engen Idylle. Reinhold, der ältere Bruder, ist derBestimmende. «Bin ich denn der Hüter meines Bruders», zitiert derDorf-Pfarrer sinnträchtig aus der Geschichte von Kain und Abel, undwährend der kleine Reinhold (Markus Krojer) Kletterrouten zwischenBarockengeln unters Kirchendach austüftelt, predigt der Pfarrerschicksalsschwer: «Ja, Du bist der Hüter deines Bruders!»

Klar: Reinhold ist für Günther verantwortlich, er trägt eineüberschwere Bürde. «Du bringst mir den Günther heil zurück», nimmtihm die Mutter (Lena Stolze) das Versprechen ab, und am Berg flehtGünther (Andreas Tobias) geschwächt: «Lass mich nicht allein,Reinhold.» Der verspricht: «Ich lass dich nicht allein.»

Ein Spielfilm sei es, aber auf Tatsachen beruhend, betontenVilsmaier und Messner stets. Daten und Namen sind authentisch,gedreht wurde an Originalschauplätzen, mit originaler Ausrüstung:Wollpulli statt Fleece, Leder- statt Plastikschuhe. Der Film nimmtsogar eine kuriose Schreibweise auf den Lastwagen auf, die vonMünchen nach Pakistan fuhren: «German Himalayian-Expedition to NangaParbat». Zumindest nicht erinnern können sich Teilnehmer von damalsaber, dass Reinhold Geldprobleme der Expedition löste: Im Filmfreilich beeindruckt er Senator Franz Burda bei einem Essen mitseiner Kühnheit und bringt ihn so eloquent dazu, mehr Geld zu geben.

Grandios ist der Blick über die Himalaya-Gipfel, gedreht aus demHubschrauber bei waghalsigen Flügen fast bis 7000 Meter. Grandiosauch die Aufnahmen der Felstürme in den Dolomiten als frühesKletterrevier der Brüder. Für schwierige Szenen wurde gedoubelt, etwavon Messners Freund Hanspeter Eisendle, auch Sohn Simon sprang fürden Vater ein.

Eindrucksvoll zeigt Vilsmaier die Menschen in Pakistan, diescheu-neugierigen Kinder, die Dörfer. Extrem schlecht kommt dafür derExpeditionsleiter weg, stark gespielt als hässlicher, in den 1930erJahren steckengebliebener Deutscher von Karl Markovics. WährendReinhold knapp dem Tod entronnen von Einheimischen versorgt wird,feiert Herrligkoffer den Gipfelsieg von Felix Kuen (Steffen Schröder)und Peter Scholz (Sebastian Bezzel), die nach den Brüdernaufgestiegen sind. Sie hatten kurz Rufkontakt zu Reinhold, findendann am Gipfel seine Handschuhe - und freuen sich: «Wir sind dieGipfelsieger.» Denn sie glauben: Die Messners sind tot.

Ex-Kameraden sind empört. «Das ist einfach böse», sagt GerhardBaur (im Film kränkelnd gespielt von Volker Bruch), der Günther alsletzter sah und Scholz und Kuen nach dem Gipfel sprach. Die beidenkönnten sich nicht wehren - sie sind tot wie Herrligkoffer, dessenDarstellung mehrere Bergsteiger scharf kritisieren.

Eigenwillig, stark und charakterlich makellos steht Reinhold amEnde da. Bescheiden wendet der echte Messner nach der Vorstellung ansPublikum: «Ich hoffe, Sie haben verstanden, dass der Film keineHeldengeschichte erzählt.»