1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Jim Pansen: Echt-Drummer wird ironischer Rapper

Jim Pansen: Echt-Drummer wird ironischer Rapper

Von Patrick T. Neumann 08.04.2008, 10:41

Hamburg/dpa. - Das meiste Geld aus der Zeit mit Echt ist weg, einiges ist langfristig angelegt. Also arbeitet Ex-Drummer Florian «Flo» Sump trotz des großes Erfolges der gefühligen Teenie-Band heute in einer Videothek und einem Kindergarten in Hamburg.

«Das ist völlig okay. Die Jobs machen Spaß und lassen mir den nötigen Freiraum, meiner Leidenschaft nachzugehen», sagt der 26-Jährige im dpa-Interview. Denn die Jobs sollen nur Zwischenstation sein auf dem Weg zur zweiten Karriere als Musiker, diesmal nicht mit emotionalen Pop-Balladen, sondern mit ironischem Hip-Hop. Unter seinem Spitznamen Jim Pansen hat Flo Sump jetzt sein Debütalbum «Jim Pansen und die verbotene Frucht» veröffentlicht.

«Das Rappen, der Hip-Hop, das war immer schon in mir drin - ich habe schon vor Echt gerappt, allerdings war das eher schlecht», sagt er grinsend in einer Hamburger Szenekneipe, als plötzlich jemand mit einem Block neben ihm steht. Es ist der Kellner - früher hätte das auch einer der vielen weiblichen Fans sein können, die die Band um Sänger Kim Frank verfolgten. Entspannt bestellt der Musiker einen Kakao. «Es ist schon ganz schön, wenn Du wieder mittags in einen Klamottenladen gehen kannst, ohne kreischende Mädchen zu treffen», sagt Flo Sump zum normalen Leben nach der Trennung von Echt im Jahr 2002. Denn das normale Leben hörte mit der steilen Karriere der Band abrupt auf - wie hält man das aus? «Der Traum darf nicht sein, berühmt zu werden. Um den ganzen Quatsch überhaupt zu überstehen, muss man wahnsinnig verliebt in Musik sein», sagt der 26-Jährige.

Musik, das sei das, was er jetzt wieder mit voller Leidenschaft und Hingabe mache - und wieder ganz von vorne. «Ich hätte natürlich meine Beziehungen ins Musikbusiness nutzen können. Aber wenn Du noch keine große Nummer bist, dann bist Du einer von ganz vielen und landest möglicherweise ganz unten im Schreibtischstapel. Du hast keine Priorität, niemand kümmert sich um einen.» Also habe er sich «ein, zwei, drei Leute» seines Vertrauens gesucht, die etwas vom Musikgeschäft verstehen, für das Debütalbum seine eigene Plattenfirma gegründet und losgelegt.

Die im Hip-Hop so wichtige Credibility, der Respekt der Rap-Gemeinde, die fehlt ihm als Ex-Teenie-Band-Mitglied natürlich. «Ich habe mir lange die Frage gestellt: Darf ich das eigentlich? Doch dann bin ich vor zwei, drei Jahren mit meinem DAT-Rekorder losgefahren, habe bei Hip-Hop-Jams mitgemacht und fand das allmählich gut. Und wenn ich kein Problem damit habe, dann ist das auch glaubwürdig. Durch meine Vergangenheit bleiben mir bestimmt einige Türen verschlossen, aber das ist dann eben so - was soll's?»

Im Freundeskreis - unter anderem mit Pauly, dem Tour-DJ von Fettes Brot - habe er seine Musik weiterentwickelt. «Insgesamt habe ich 50 Songs gemacht» - 16 sind auf dem Album gelandet. Songs, die ohne knallharte Ghetto-Beats, Aggro-Berlin-Macho-Gehabe und ohne das Heruntermachen der Konkurrenten auskommen. «Ich bin vom Gefühl her einfach eher so'n normaler schleswig-holsteinischer Bengel, und für die wird einfach zu wenig gute Musik gemacht», sagt der Flensburger. Die macht er jetzt: Melodische Songs, in denen er mit Witz und Ironie Sprachspielereien betreibt. Mal gibt es Soulklänge zu hören, mal mischt sich ein 70er Disco-Beat unter den Hip-Hop. Das sind groovige Sounds, die Spaß machen - auch mit Texten wie «Du bist mein geiles Stück» über eine Pizza, oder wenn er in «MPU» seine eigenen Erfahrungen beim sogenannten Idiotentest nach dem Führerscheinverlust verarbeitet.

Ob das neue Album die Charts stürmen kann? «Keine Ahnung, schön wär's, aber wichtiger ist: Es geht kontinuierlich nach oben. Vor zwei Jahren saß ich noch mit 'nem Schleswig-Holstein-Ticket in der Bahn und bin zum Jam nach Kiel gefahren. Jetzt kommt meine Platte raus, und wir geben Clubkonzerte, das ist doch schon was.»

www.jimpansen.com