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Internet Internet: Die zweite Erfindung der Welt

Von STEFFEN KÖNAU 12.11.2010, 18:15

Halle (Saale)/MZ. - Ausgedacht hatte Tim Berners-Lee sich das Internet zwar schon ein Jahr zuvor, doch an jenem 13. November 1990 saß der britische Physiker mit seinem Kollegen Robert Cailliau vor einem der NeXT-Computer, die Apple-Gründer Steve Jobs mit seiner neuen Firma baute. Die beiden Visionäre stellten unter der Netz-Adresse info.cerm.ch die erste Webseite online - der Gründungsakt für eine neue Welt, die das Leben auf der Erde ebenso verändert hat wie die Erfindung von Rad und Buchdruck.

Weil es das Internet noch nicht gab, als die erste Webseite freigeschaltet wurde, beschäftigt diese sich genau damit: Berners-Lee und Cailliau erklärten, welchen Nutzen das World Wide Web haben soll, was sogenannte Hyperlinks sind und wie man einen Internet-Browser benutzt. "Das weltweite Netz", schreiben beide, sei dazu gedacht, "allgemeinen Zugang zu einem großen Universum an Dokumenten zu eröffnen". Dazu, das war Berners-Lee klar geworden, musste eine gemeinsame Sprache her, die jeder Computer verstehen konnte.

Der Hamburger Peter Dobberstein half den Erfindern damals, das Internet-Protokoll zu erfinden, das es ermöglicht, Computer in Netzwerke einzubinden, Links zu verwenden und Fotos oder Grafiken einzubinden. Es war eine stille Revolution, die keine Helden kennt. Internet-Pionier Dobberstein etwa arbeitet heute auf dem Hamburger Flughafen. Doch was er und die anderen bewirkt haben, ist nicht zu übersehen: Das Internet ist von der Geheimwaffe der Wissenschaft zum Alltagswerkzeug für alle geworden. Inzwischen gibt es 13,8 Millionen Adressen mit .de-Endung und 90 Millionen mit .com - nur wie viele Seiten es insgesamt gibt, weiß niemand mehr.

Eine Zählung aus dem Jahr 2008 kam auf 155 Millionen; Bing und Google nennen eine Zahl von rund einer Billion. Aus den zwei Handvoll Forschern, die vor zwanzig Jahren auf die erste Internetseite schauten, sind bis heute etwa 1,6 Milliarden Menschen mit Netzanschluss geworden. Auch das Netz, das Kommunikation und Mediennutzung verändert hat, ist dabei nicht dasselbe geblieben. Aus Textseiten wurden multimediale Wunderwerke, aus dem Lesenetz 1.0 das Mitmachnetz 2.0 mit Blogs, Facebook und selbstgedrehten Filmen. Nur Tim Berners-Lee ist immer noch da. Als Chef des WWW-Consortiums bestimmt er bis heute mit über die Standards, die das weiter wachsende Web auch künftgi zusammenhalten.