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Hauptstadt Hauptstadt: Spirale aus Glas

22.05.2003, 11:37
Ein Straßenbauer verlegt am Donnerstag (22.05.2003) in Berlin vor der gläsernen Turmspitze des amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei Kleinpflaster. Der Anbau des Deutschen Historischen Museum wird am Samstag (24.05.2003) mit der Ausstellung "Idee Europa - Entwürfe zum ewigen Frieden" eröffnet. (Foto: dpa)
Ein Straßenbauer verlegt am Donnerstag (22.05.2003) in Berlin vor der gläsernen Turmspitze des amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei Kleinpflaster. Der Anbau des Deutschen Historischen Museum wird am Samstag (24.05.2003) mit der Ausstellung "Idee Europa - Entwürfe zum ewigen Frieden" eröffnet. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Mit einer gläsernen Turmspirale des amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei erhält das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin an diesem Freitag einen spektakulären Kontrapunkt. Neben dem barocken Zeughaus am Boulevard Unter den Linden setzte der 86-jährige Pei, der auch die Eingangs-Pyramide für das Louvre-Museum in Paris entworfen hat, einen Anbau aus Stahl, Beton und Glas. An diesem Samstag wird die fensterlose Halle mit dem durchsichtigen Treppenhaus mit einer Ausstellung über die «Idee Europa - Entwürfe zum ewigen Frieden» für das Publikum eröffnet. Im kommenden Jahr soll das Museum dann mit der ständigen Schau zur deutschen Gesichte in das vollständig umgebaute Domizil an der Museumsinsel ziehen.

Der 1971 in Kanton (China) geborene Pei, zu dessen Lehrern in Harvard die Bauhaus-Meister Walter Gropius und Marcel Breuer gehörten, ist einer der weltweit gefeierten und produktivsten Architektur-Stars der Gegenwart. Vor und nach dem Louvre-Umbau hat Pei zahlreiche repräsentative Gebäude in den USA, Europa und Asien, aber auch Wohnhäuser für kleine Geldbörsen entworfen.

Den internationalen Durchbruch schaffte Pei 1965 mit der John-F.- Kennedy-Bibliothek in Boston. Peis Bauwerke stehen heute auf vier Kontinenten. In seinem Stil gilt der chinesische Architekt als Vollender der klassischen Moderne, der den Bauhaus-Stil an die Bedürfnisse der Gegenwart anpasste.

In Berlin hat Pei, 1983 mit dem Pritzker-Price, dem «Nobelpreis der Architektur» geehrt, für etwa 50 Millionen Euro eine radikal einfache Konstruktion geschaffen. Eingezwängt zwischen zwei Schinkel- Bauten, der Neuen Wache und dem Alten Museum, hat der Meister hinter einer Natursteinfassade eine Ausstellungshalle mit 4500 Quadratmetern Nutzfläche platziert, ein nach Außen steinerner, aber leichtfüßig wirkender Koloss, der im Inneren durch seine Lichtachsen und geschwungenen Formen verblüfft.

Mit dem 300 Jahre alten Zeughaus ist der Pei-Bau durch einen unterirdischen Gang verbunden, der in den glasüberdachten Schlüterhof führt. «Ich will die Menschen begeistern, die ins Museum kommen» hatte Pei bei der Schlüsselübergabe vor einigen Monaten erklärt. Bereits beim Vorbesichtigungswochenende kamen 20 000 Besucher in das leer stehende Gebäude.

Den Zuschlag für den Bau hatte Pei vor acht Jahren vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) erhalten. Mit dem Anbau sind jedoch die Finanzen des Deutschen Historischen Museums bis auf das Äußerste strapaziert worden. Von 1978 bis 2003 sei der Ausstellungsetat von rund sieben Millionen auf 1,2 Millionen Euro gesunken. Damit könnte im Pei-Bau etwa eine Ausstellung pro Jahr gezeigt werden.