Hartmut Engler Hartmut Engler: Pop-Indianer ist auf Altersweisheit gekommen

Magdeburg/MZ. - Was ist passiert? Zwei Jahre nichts gehört von Pur, die letzte Platte mittelmäßig. Hartmut Engler hat sich von seiner Frau getrennt. Wahrscheinlich ist er deshalb der Erste, der sich dies fragt. Und daher heißt auch das neue Album so: "Was ist passiert?"
Reifer will er geworden sein mit der neuen Scheibe, die sich selbst als "Glücksfall für die deutsche Popmusik" sieht. Als "Alterssache" bezeichnet Herr Engler das, was mit ernsten Texten, melancholischen Melodien und insgesamt recht überraschend daherkommt. Ist man von den Schwaben doch Texte gewöhnt, die aus einem Teenager-Gedichtzirkel an der Volkshochschule stammen könnten.
Auch diesmal macht Pur wieder nicht viel anders: "Du bist weit, weit weg und ich sitze hier / vor einem gähnend leeren Blatt Papier." Doch sie singen Deutsch. Und das will Deutschland hören! Seit Jahren nämlich laufen Hunderttausende zu ihren Konzerten. Frauen, Männer, Kinder. Studenten, Friseusen, Postbeamte. Ärztinnen, Achtklässler, Versicherungsvertreter. Sie sagen, dass Pur "ehrlich", "direkt", "echt" ist. Wie man eben Worte sucht für etwas, das sich vielleicht einfach nur gut anfühlt. Sie finden sich in Fanclubs zusammen. Im Internetforum auf www.pur.de scheint man aus den Einträgen lesen zu können wie aus einem Gespräch auf dem Büro-Flur. Dort gehen Haustiertipps hin und her, man quatscht über Hobbies oder stellt selbstbewusst eigens verfasste Gedichte ein. "Das sind eben ganz normale Leute", sagt Engler. Es gebe keine Wochenendseminare "So werde ich Pur-Fan".
Dass nicht nur Pur reifer geworden sein mag, sondern auch Hartmut Engler, steht in den tiefen Falten unter seinen Augen geschrieben. Das Haar ist auch - "wieder geht ein Jahr . . ." - ein bisschen grauer geworden. Und dann kommt da noch ein Dieter Bohlen daher und lästert schwarz auf weiß über Englers angeblich zu klein geratenes Geschlechtsteil. Da kann der "verlorene Indianer" aber nur lachen: "Ich habe Dieter Bohlen mal während eines Abends in der Kneipe kennen gelernt. Wir haben uns gut verstanden. Dann haut der plötzlich solche Sachen raus. Aber die deutschen Gerichte haben sicher Besseres zu tun, als sich damit abzugeben."
Hartmut Engler gleicht einem Fels in der Brandung? "Die meisten Leute glauben mir - und darum geht es", meint er und führt damit sein vielleicht einfachstes Erfolgsrezept an. Der Mann, der "Pur" ist und die Band, die "Hartmut Engler" ist, "werden so schnell nicht aufgeben". "Man hatte uns schon als Band der Neunziger abgeschrieben, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir noch eine gute Weile mitmischen werden."