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"Günther Jauch" vom 3. Mai "Günther Jauch" vom 3. Mai: Gregor Gysi punktet in einer Sendung mit Nutzwert und Sticheleien

04.05.2015, 07:24
War bei der Diskussion um gerechtere Löhne voll in seinem Element: Gregor Gysi, Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke.
War bei der Diskussion um gerechtere Löhne voll in seinem Element: Gregor Gysi, Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke. dpa Lizenz

Berlin - Zu Beginn der Sendung gab sich der Mann mit dem Weingut und dem wie man hört üppig gefüllten Konto mal ganz volkstümlich. Günther Jauch setzte sich unter sein Publikum und hörte da, aus seiner Sicht, Erschütterndes. Ein Polizist aus Berlin bekommt 2400 Euro brutto im Monat und muss das, wie er sagt, „so hinnehmen“. Ein junger Mechatroniker kriegt 2000 Euro, ebenfalls brutto, und eine Altenpflegerin aus Niedersachsen bloß zwischen 1700 bis 1800 Euro – dies zwar für nur 30 Stunden, dafür aber für eine umso schwerere Arbeit. Damit war das Thema gesetzt, nämlich: Was tun? 

Auf dem Podium hatten Platz genommen: die FDP-Fraktionsvorsitzende in der Hamburger Bürgerschaft, Katja Suding, Rainer Voss, ehemals Investmentbanker, Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, DGB-Chef Reiner Sommer und der Linksfraktionsvorsitzende Gregor Gysi. Jede/r für sich verdient wohl deutlich mehr als jene, die eingangs sprechen durften – meist um ein Vielfaches mehr. Dennoch wurde es eine einigermaßen emphatische Diskussion.

Hoffmann fordert gerechtere Steuern, Voss mehr Transparenz

Zunächst einmal herrschte Konsens: So, wie es ist, kann es eigentlich nicht bleiben. Suding, die sonst gern vor Neid in der Gesellschaft warnt, wollte hier von Neid nichts wissen. Sie spielte stattdessen ihrerseits auf die Einkünfte von Moderatoren an – ein kleiner Stich gegen Jauch. Hüther verwies darauf, dass die Gehälter des Staates nun mal häufig niedriger seien als die in der freien Wirtschaft. Und manche Tätigkeit werde eben kaum nachgefragt – und entsprechend lausig entlohnt. Trotzdem räumte der Ökonom ein: „Manches passt nicht mehr.“ Gysi wiederum holte sich einen donnernden Applaus ab, als er die Gehaltsunterschiede in Deutschland maßlos nannte und insbesondere Frauen als Opfer erwähnte.

Wenn es etwas Erstaunliches an der wenig erstaunlichen Sendung gab, dann dass selbst die Gegenmittel kaum umstritten waren. DGB-Chef Hoffmann warb für gerechtere Steuern, also mehr auf Kapital, weniger auf Arbeit. Mit den Mehreinnahmen könne man dann unter anderem die Staatsbediensteten besser entlohnen. Hüther fügte lediglich an, dann müsse der Staat sein Geld aber auch sonst effektiver einsetzen. Ein echtes Kontra war das nicht. Bei dem Mechatroniker mit den 2000 Euro brutto stellte sich wiederum heraus, dass sein Betrieb keinen Tariflohn zahlt. Da ließ sich für gewerkschaftliches Engagement gut die Werbetrommel rühren. Sogar Suding erklärte: „Ich möchte, dass Gewerkschaften stark sind.“ Investmentbanker Voss warb schließlich für mehr Transparenz. Schon das werde helfen, Ungerechtigkeiten einzudämmen. Einen ähnlichen Tenor hatte es wenige Wochen zuvor in der Sendung über niedrige Frauenlöhne gegeben. Mehr oder weniger im Nichts verlief unterdessen der Versuch, einen gerechten Lohn abstrakt zu definieren.

Jauch unterscheidet ja zwischen Sendungen, die allein schon wegen der Besetzung des Podiums erkennbar auf Krawall aus sind, und Nutzwertsendungen. Diese Sendung fiel in die zweite Kategorie. Die Zuschauer jedenfalls konnten mit einer wenn auch kleinen Rendite ins Bett gehen.