Günter Behnisch Günter Behnisch: Erbauer des Olympiastadions in München gestorben

HALLE/MZ. - Für ein demokratischeresLand, wenn man Behnischs Stadion mit dem für die Spiele von 1936 errichteten – inzwischen allerdings einfühlsam umgebauten – Olympiastadion von Berlin vergleicht. Einen Umbau, eine Veränderung seines Stadions für die Erfordernissedes modernen Profifußballs lehnte Behnisch dagegen gegen die Interessen der Hausherren, vor allem des FC Bayern München und der Stadt München, lange kategorisch ab – und setztesich am Ende durch. Am Montag ist Günter Behnisch, geboren in Dresden, aufgewachsen in Chemnitz, im Alter von 88 Jahren in Stuttgart gestorben. Behnischs Beharren auf sein Urheberrecht hatte seinen Preis: Sein Hauptwerk, entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner Frei Otto, wird nur nochall zu gelegentlich der eigentlichen Bestimmung entsprechend genutzt. Dass ein weiteres zentrales Werk Behnischs bereits nach wenigen Jahren seine Zweckbestimmung gänzlich verlorenhat – dafür kann der Architekt indes nichts: Der Neubau des Bonner Bundestags, für den er bereits 1973 einen Wettbewerb gewonnen hatte, kam nach fast 20-jähriger Diskussioneinfach zu spät, der Umzug nach Berlin war bei der Fertigstellung im Jahr 1992 bereits beschlossene Sache.
Doch auch dieses Haus setzte Maßstäbe: Modern, doch mit menschlichemMaß, mit viel Transparenz und einer kreisrunden Sitzordnung schuf Behnisch direkt am Rheinufer ein Musterhaus für die späte Bonner Republik. Für architektonische Machtgebärden war Behnisch jedenfalls nicht zu haben. Auch nicht, als er im Herzen von Berlin, am Pariser Platz direkt am Brandenburger Tor,baute: Seine Akademie der Künste, 2003 fertig gestellt, setzt eine gläserne Front ins Berlin der Steinfassaden. Auch hier also wieder Transparenz, Durchsicht, Einblick,öffentliche Zugänglichkeit. Vielleicht waren es seine Erfahrungen während des Zweiten Weltkrieges, in dem der Marineoffizier Behnisch den U-Boot-Krieg überstand: Monumentalarchitektur in jedem Form war ihm fortan zuwider, er baute aus Glas und Stahl, Beton und Holz – Architektur,die dem Menschen dienen sollte, der Mensch sollte nicht von der Architektur beherrscht werden.
Nach seiner Rückkehr aus britischer Kriegsgefangenschaft studierte Behnisch von 1947 bis 1951 an der Technischen Hochschule in Stuttgart, arbeitete anschließend bei Rolf Gutbrod und eröffnete 1952 sein eigenes Büro, später bekannt als "Behnisch & Partner". Vor allem Schulbauten entstanden, aber auch Sporthallen oder Museen – zuletzt das "Museum der Fantasie" für den Autor und Kunstsammler Lothar Günther Buchheim in Bernried amStarnberger See (2001). Günter Behnisch, einer der großen deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts, ist tot. Sein Sohn Stefan führt Günter Behnischs Arbeit in seinem eigenen Büro "Behnisch Architekten" fort.
