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Grassi-Museum Leipzig Grassi-Museum Leipzig: Schlaglicht auf eine stille Partnerschaft

06.01.2003, 18:14

Leipzig/MZ/ahi. - Als vor wenigen Monaten die Dessauer Recherchen zu ungenutzten Bauhaus-Verwertungsrechten kleinlaut für beendet erklärt wurden, gab die Stadt damit endgültig auch den Anspruch auf jene Leuchten-Modelle auf, denen das Grassi-Museum Leipzig nun eine eigene Präsentation widmet. "Bauhausleuchten? Kandemlicht!" lautet der Titel der Schau, dessen Tonfall in Frage und Ausruf gleichermaßen berechtigt ist.

Die Zusammenarbeit des Bauhauses mit der Leipziger Firma Körting & Mathiesen nämlich, die ihre Leuchtenmodelle unter dem lautmalerisch zusammengezogenen Namen Kandem verkaufte, verlief ebenso erfolgreich wie einseitig stillschweigend. Als Marianne Brandt - nach dem Abschied von Laszlo Moholy-Nagy Interims-Leiterin der Metall-Werkstatt - 1928 den ersehnten Kontakt zu dem erfolgreichen Industriebetrieb hergestellt hatte, entwarfen die Bauhäusler rund 25Leuchten-Modelle für das Leipziger Großunternehmen. Doch obwohl diese sich hunderttausendfach verkauften, verschwiegen die sächsischen Produzenten den Namen ihrer gestaltenden Partner fast vollständig. Auf der anderen Seite wurde das Bauhaus nicht müde, seine Zusammenarbeit mit der Firma zu verbreiten und die Kandem-Leuchten in eigene Ausstellungen zu integrieren.

Während die Gründe für die Zurückhaltung der später auch als Lieferant für die Nationalsozialisten erfolgreichen Kandem-Fabrik rückblickend Spekulation bleiben, ist der Gewinn für beide Seiten noch heute greifbar. Die Decken- und Tischleuchten aus dem Bauhaus-Katalog überzeugen nicht nur durch ihre ästhetische Klarheit, sondern auch durch jene Zweckmäßigkeit, der sich ihre Omnipräsenz in der Gegenwart verdankt.

Denn obwohl die auf adäquate Lichtstreuung oder -bündelung für verschiedene Lebensbereiche berechneten Milchglasglocken oder Bakelit-Schirme inzwischen zahlreiche Metamorphosen erlebt haben, ist ihr Urbild auch heute im öffentlichen und privaten Leben erkennbar. Den besten Beleg für die Variabilität solcher Bauhaus-Produkte, die neben Ikonen wie der Wagenfeld-Leuchte zu Unrecht anonym blieben, liefert freilich die Schau - immer dann, wenn die Exponate selbst den Erklärtext zu ihrer eigenen Herkunft erhellen.

bis 23. Februar, Do-Di 10-18Uhr, ab 16. April im Bauhaus-Archiv Berlin