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Glamour am Lido: Charlize Theron in Venedig

Von Hanns-Jochen Kaffsack 29.08.2008, 12:34

Venedig/dpa. - Venedig braucht doch seine Stars und ein wenig Glamour. Nach kritischen Stimmen zum diesjährigen Filmfestival der Lagunenstadt - zu viele italienische Streifen im Programm und zu wenig Hollywood - gab es am Freitag Abwechselung und Auftrieb.

Topstar Charlize Theron kam an den Lido, um «The Burning Plain» des Mexikaners Guillermo Arriaga vorzustellen. Sie gibt zusammen mit Kim Basinger dem vielschichtigen Drama um eine Mutter und eine Tochter, die sich unter Schmerzen wiederfinden, jenen Glanz, den Venedig doch auch liebt. Die Kritiker nahmen diesen Film, der mit 20 anderen im Wettstreit um den Goldenen Löwen ist, durchaus positiv auf. Venedig könnte also bereits einen Favoriten für die Trophäe gefunden haben.

«The Burning Plain» ist aber nicht nur mit Stars besetzt, die für Erfolg bürgen. Es ist vor allem auch die erste große Regie-Arbeit (nach ein paar Kurzfilmen) des Schriftstellers und herausragenden Drehbuchautors Arriaga. Er hat wesentlich die «Todes-Trilogie» des Regisseurs Alejandro González Inárritu geprägt, die weltweit Furore gemacht hat: «Amorres Perros», «21 Gramm» und «Babel». Dann hatte sich das Erfolgsduo überworfen, Arriaga geht nun seine eigenen Wege. Und setzt dabei auch andere Akzente. «The Burning Plain» zeigt dies.

Denn die Geschichte um die Folgen eines brennenden Trailers in der Wüste, in der ein sich heimlich liebendes Paar stirbt, bleibt nicht bei einer bitteren Bestandsaufnahme stehen. Eng ineinander verwoben ist das Schicksal gleich mehrerer Familien - tief geprägt von der tragischen Vergangenheit und auf der Suche nach Erklärungen und einer Zukunft, die Sinn macht. Die Schauplätze von Oregon an der Pazifikküste bis nach Mexiko geben den atmosphärischen Hintergrund ab, ohne ein Bilderbuch zu sein. «Landschaften wie die Wüste oder das verregnete Oregon beeinflussen die Menschen», erklärt Arriaga.

Ein Mädchen sucht seine vor sich selbst fliehende Mutter Sylvia (Theron). Diese hatte einst Schuld auf sich geladen, als die eigene Mutter (Basinger) in dem Wüsten-Trailer verbrannte. Arriaga, Autor deprimierend-politischer Drehbücher, überrascht dann doch: Es gibt Auswege, Vergebung scheint möglich, man kann aus Erfahrungen lernen. Und über die (auf der Pressekonferenz abwesende) Kim Basinger sagte ihre junge Kollegin Jennifer Lawrence: «Sie spielt, wie Monet malte.»

Mit einer ganz anderen Geschichte tritt Barbet Schroeder in «Inju - Das Biest im Schatten» an Publikum und Festivaljury heran. In dem französischen Film spielt Benoît Magimel den Pariser Professor Alex Fayard, selbsternannter Intimkenner und Rivale eines japanischen Krimikultautors. In Japan verliert er sich in einer Welt aus Wahn, Sado-Maso-Sex und Gewalt, verliebt sich folgenschwer in eine Geisha, er zieht sich scheinbar den Zorn des gefürchteten und versteckt lebenden Kultautors zu - und das alles vor dem Hintergrund des pittoresken Kyoto, mit japanischen Teestunden und graziösem Tanz.

Und der deutsche Film im Wettbewerb um den Goldenen Löwen? Bei Kritikern wie bei Teilen des Publikums am Lido hat «Jerichow» von Christian Petzold nicht die besten Noten bekommen. Geringe Chancen für den ersten deutschen Streifen im Preiskampf seit dem Jahr 2004?