Gegen das Vergessen: Theatertreffen zu NSU-Morden

Chemnitz - Mit dem Theater gegen das Vergessen - ein Theatertreffen mit Aufführungen in mehreren sächsischen Städten soll der Geschichte der rechtsextremen Terrorzelle NSU nachgehen.
„Theater muss mit künstlerischen Mitteln aufklären”, sagte Projektleiter Franz Knoppe von der Künstlergruppe Grass Lifter in Chemnitz. „Wir wollen zeigen, dass es kein Zufall war, dass die NSU-Leute nach ihrer Flucht aus Jena ausgerechnet hier abtauchen konnten.”
Anlass für das Projekt ist der fünfte Jahrestag des NSU-Endes im November 2011. Die Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund” (NSU) von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe soll bundesweit für zehn Morde verantwortlich sein.
„Unentdeckte Nachbarn” haben die Organisatoren ihr Projekt genannt. Immer wieder soll es auch um die Opfer gehen, wie etwa jene des Kölner Nagelbombenattentats 2004, die zunächst selbst in den Mittelpunkt der polizeilichen Ermittlungen gerieten. Sie sollen beim Auftakt am 1. November in Chemnitz mit dem Stück „Die Lücke” des Schauspiels Köln zu Wort kommen. Neben Schauspielern stehen auch Betroffene auf der Bühne.
„Unentdeckte Nachbarn” sind neben den Tätern auch jene, die den NSU im Hintergrund unterstützten und ihm so ermöglichten, lange unerkannt zu bleiben. Das Trio hatte nach seiner Flucht aus Jena in den pieksauber sanierten Plattenbauten des ehemaligen Heckert-Viertels gelebt, hinter hellen Fassaden, mit viel Grün und vielen Menschen in der Gegend.
Das Figurentheater des Chemnitzer Schauspiels will in seinem Stück gleichen Namens - „Unentdeckte Nachbarn” - eben jenen Strukturen, Netzwerken und Verhaltensmustern nachspüren, die das Abtauchen ermöglichten. Uraufführung ist am 2. November.
Bei einer szenischen Lesung in Chemnitz, Zwickau und anderen deutschen Städten sollen - zugeschnitten auf Sachsen - Protokolle der „Süddeutschen Zeitung” zum Münchner NSU-Prozess vorgelesen werden.
Chemnitz sei noch immer ein Zentrum des Handels mit rechtsextremer Musik oder Bekleidung, sagt Jane Viola Felber vom Kulturbüro Sachsen. Zwar gebe es in München den NSU-Prozess und im Landtag einen NSU-Untersuchungsausschuss. „Aber davon ist kaum etwas zu hören.” Die 33-Jährige erhofft sich von dem Theatertreffen „einen Impuls für die Bürgergesellschaft”. (dpa)