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Frieder Burda Frieder Burda: Kunst als Lebenselixier

25.04.2011, 08:56
Frieder Burda steht in Baden-Baden im Museum Frieder Burda vor dem Werk «Party» aus dem Jahr 1963 von dem Künstler Gerhard Richter (FOTO: DPA)
Frieder Burda steht in Baden-Baden im Museum Frieder Burda vor dem Werk «Party» aus dem Jahr 1963 von dem Künstler Gerhard Richter (FOTO: DPA) dpa

Baden-Baden/dpa. - Zum Geburtstag zieht es Frieder Burda in dieFremde. Der Nil ruft. Eher untypisch für den Kunstsammler und Mäzen.Denn zu Hause ist er am Schwarzwald-Flüsschen Oos. «Heimat ist fürmich Baden», sagt er. Dort ist er aufgewachsen. Und dort hat er mitseinem Kunstmuseum seinen Lebenstraum verwirklicht. Am kommendenFreitag (29. April) wird Frieder Burda 75 Jahre - und sagt selbst:«Ich bin zufrieden und sehr glücklich.»

Das war nicht immer so. Nach der Schulzeit im badischenOffenburg, Triberg im Schwarzwald und der Schweiz wurde der Sohn deserfolgreichen Verlegerehepaars Franz und Aenne Burda im Konzern desVaters ausgebildet. Zu letzterem hatte er lange ein schwierigesVerhältnis. Erst nach dessen Tod im Jahr 1986 schwamm sich dermittlere von drei Söhnen frei und verließ das Unternehmen.

Während sein jüngerer Bruder Hubert den Druck- und Verlagsbereichübernahm, erbte Frieder mit seinem älteren Bruder Franz verschiedeneFirmenbeteiligungen. Nach einigen Flops wandte sich Frieder Burdaganz der Kunst zu - und fand seine Bestimmung. «Er wussteinzwischen, dass seine Zukunft nicht aus Finanzen und Verwaltungbestehen sollte und dass er sich nicht jahrelang mit seinem jüngerenBruder herumstreiten wollte», schreibt der Autor Stefan Koldehoff,dessen Biografie über Frieder Burda jetzt erschienen ist.

Schließlich ist Frieder Burda ein «typischer Stier». Nach eigenemBekunden zuweilen leicht aufbrausend, dafür aber «sehrkompromissfähig und den schönen Dingen zugeneigt». Und damit meinter nicht die bunte Glamour-Welt seines Bruders Hubert oder einmondänes Leben an der Côte d'Azur. Frieder Burda hat vor vielenJahren Feuer für die Kunst gefangen. Mehr als sein halbes Lebensammelt der Baden-Badener diese - mit einem fast schon unheimlichenGespür, wie ihm selbst Kritiker bescheinigen.

Von Gerhard Richter und Sigmar Polke über die abstraktenamerikanischen Expressionisten um Jackson Pollock bis zum spätenPablo Picasso: Eine persönliche Auswahl seiner inzwischen auf rund1000 Bilder und Skulpturen angewachsenen international beachtetenSammlung zeigt er derzeit in seinem Baden-Badener Museum. «Wenn ichdurch die Ausstellung gehe, zieht mein ganzes Leben an mir vorbei.»Vor allem, wenn er vor der knallroten geschlitzten Leinwand vonLucio Fontana steht. Dem Werk, mit dem 1968 seine Sammelleidenschaftbegann. An sich wollte er nur den Vater damit schocken. Doch derSenior, selbst Sammler von deutschen Expressionisten, warinteressiert.

Frieder Burda kauft, was ihm gefällt oder ihm «Herzklopfen»verursacht: «Ich will schöne Bilder zeigen und niemanden belehren.»Und trifft dabei genau den Geschmack des Publikums. Sein 2004 eröffnetes Museum hat bislang rund 1,3 Millionen Besucher angezogen.«Mein Lebenswerk», sagt der gelernte Drucker und Verlagskaufmannstolz über das vom New Yorker Star-Architekten Richard Meier erbauteHaus direkt neben der Kunsthalle und dem Kurhaus.

Um das von ihm allein finanzierte Museum nach seinem Tod zusichern, hat der Mäzen eine Stiftung gegründet. Stiefsohn DominicKamp soll sich als Betriebswirt um die Stiftung kümmern.Stieftochter und Kunsthistorikerin Patricia Kamp soll als«Impulsgeberin» demneuen Museumsleiter Ludger Hünnekens zur Seitestehen.

Und Frieder Burda? Er lässt es etwas ruhiger angehen, betontaber: «Ich gebe weiter die Richtung vor. Der Bilderankauf bleibtmeine Entscheidung.» Der frankophile Sammler bleibt auch in derAnkaufkommission des Pariser Centre George Pompidou - und sammeltnatürlich weiter: «Es ist eine Leidenschaft tief im Innern.»

Glücklich ist Frieder Burda, wenn er im Museum sieht, dass seineBilder den Menschen Freude machen. Und wenn er mit seiner Frau - erist seit acht Jahren in dritter Ehe mit der 20 Jahre jüngeren Elkeverheiratet - zusammen ist: «Das gibt mir sehr viel Kraft.» ZumGeburtstag wünscht sich der Mäzen, der zugleich auch einer derStifter des benachbarten Festspielhauses ist, vor allem Gesundheit.Dafür tut er viel: «Ich schwimme jeden Morgen eine Stunde und laufesehr viel.» Zu seinem Fitnessprogramm gehören zudem ausgedehnteSpaziergänge im Schwarzwald.