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Frankreich Frankreich: Regisseur Bertrand Tavernier wird 65 Jahre alt

Von Sabine Glaubitz 19.04.2006, 06:34
Der französische Filmregisseur Bertrand Tavernier (Archivfoto vom 19.09.2005) wird am 25. Mai 2006 65 Jahre alt. (Foto: dpa)
Der französische Filmregisseur Bertrand Tavernier (Archivfoto vom 19.09.2005) wird am 25. Mai 2006 65 Jahre alt. (Foto: dpa) EFE

Paris/dpa. - Tavernier, erwird am Dienstag (25. April) 65 Jahre alt, gilt als einer derkünstlerisch eigenständigsten Filmemacher Frankreichs. Seine Filmesind voller Leidenschaft und ohne Kompromisse.

Tavernier hat in 40 Jahren mehr als 20 Filme gemacht - und keinerwar ein Misserfolg. «Ich nehme mir bei meinen Filmen viel Zeit undbringe viel Geduld auf. Ich stehle nicht einfach Bilder und fahredann wieder heim», erklärte er einmal. «Filme zu machen, das ist wieeine Therapie.»

Im Jahr 1997 drehte Tavernier als Reaktion auf damals neuerlassene Gesetze, die nach Ansicht von Kritikern die Immigrationerschwerten, den Film «Jenseits des Stadtrings». Der Regisseur wolltezeigen, unter welchen Bedingungen Einwanderer in Frankreich leben undverbrachte sechs Monate in dem Pariser Vorort Montreuil. «Dieser Filmwar eine ungeheure Erfahrung (...) Es gibt viele Dinge, die ich nievergessen werde», meinte Tavernier später.

Seine politischen und gesellschaftskritischen Filme beschreiben,beobachten, sie urteilen jedoch nie. «Ich will in meinen Filmennichts beweisen und keine Thesen aufstellen. Ich will auch keineInstitutionen angreifen. Mein Kino ist ein Kino der unbedeutendenSchicksale. Ich interessiere mich für einfache Menschen, die ichversuche, mit all ihren Fehlern und Qualitäten dem Zuschauer näher zubringen. Mich interessieren Leute, die kämpfen, die versuchen, dieDinge um sich herum zu bewegen und zu verändern.»

Die Welt des Kinos entdeckte er bereits als Vierzehnjähriger.Zusammen mit seinem Klassenkameraden Volker Schlöndorff - der späteredeutsche Oscarpreisträger («Die Blechtrommel») war damalsAustauschschüler - sah er viele Filme. Diese Leidenschaft ließ auchnicht nach, als er sich an der juristischen Fakultät der Sorbonneeinschrieb. Nach zwei Semestern brach er sein Studium ab. Er schriebFilmkritiken, machte Pressearbeit für Filme und arbeitete alsAssistent für Jean-Pierre Melville, Claude Chabrol und Jean-LucGodard.

Im Jahr 1973 drehte Tavernier schließlich seinen ersten langenFilm «Der Uhrmacher von St. Paul» nach einem Roman von GeorgesSimenon - der Auftakt zu einer erfolgreichen internationalenKarriere. Bei den Berliner Filmfestspielen wurde der Erstlingsfilmmit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Der folgende Film «Wenn dasFest beginnt» von 1975 brachte ihm einen César für die beste Regieein. «Ein Sonntag auf dem Lande» (1984), sein nostalgisches Werk vomEnde der «Belle Epoque» vor dem Zweiten Weltkrieg, erhielt denRegiepreis in Cannes. Zu den weiteren internationalen Erfolgsfilmenzählen «Der Lockvogel», das schonungslose Porträt einer jungenGeneration ohne Werte, «Der Passierschein» sowie «Holy Lola».

Seinem Interesse für unspektakuläre Schicksale und seinemEngagement hat Tavernier es zu verdanken, dass ihn Frankreichs Presseauch den «Cineasten des Gefühls» nennt. «Ich versuche, bei meinenFilmen immer objektiv und kritisch zu bleiben, auch wenn mich Szenenund Schicksale berühren», erzählte der Sohn des Schriftstellers RenéTavernier.