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Frankreich Frankreich: Jean Gabin starb vor 30 Jahren

Von Sabine Glaubitz 09.11.2006, 13:48
Der französische Schauspieler Jean Gabin steht als Baron Jerome Antoine in dem Film «Ein Herr ohne Kleingeld» neben Micheline Presle. (Foto: dpa)
Der französische Schauspieler Jean Gabin steht als Baron Jerome Antoine in dem Film «Ein Herr ohne Kleingeld» neben Micheline Presle. (Foto: dpa) dpa Intermondia DFH

Paris/dpa. - Denn Jean Gabin, der am 15. November 1976 imAlter von 72 Jahren in Neuilly bei Paris an einem Lungeninfarktstarb, gehörte zu jenen, die sich mit dem Aura des Kämpfers umgabenund selbst als Clochard noch Würde hatten.

Gabins Filme bewegen sich zwischen Fatalismus und richtungsloserSehnsucht und zeigen, dass man Niederlagen mit Würde tragen kann.Darin liegt vielleicht die Faszination, die von dem Schauspielerausgeht, der in 1950er Jahren Karriere in Filmen wie «Pépé le Moko -Im Dunkel von Algier», «Der Zug zur Hölle», «Die große Illusion» und«Die Bestie Mensch» spielte. Welterfolge wurden Verfilmungen nachKriminalromane von Georges Simenon, in denen Gabin den nachdenklichenKommissar Maigret mit der Pfeife im Mundwinkel interpretierte.

Der am 17. Mai 1904 in Paris geborene Schauspieler produziertesich nie vor der Kamera, sondern war einfach nur er selbst: mürrisch,entschlossen, uneitel, bescheiden, leicht zornig und zärtlichzugleich, ein Anarcho-Patriarch. Er mied Premieren, Glanz und Glitterund liebte das Leben auf dem Land.

Für den Franzosen, der eigentlich Jean-Alexis Moncorgé hieß, bliebdie Schauspielerei trotz seiner Erfolge ein «Idiotenberuf», den ermehr als nur einmal an den Nagel hängen wollte. «Das ist das letzteMal, kein Kino mehr für mich! Ich habe andere Beschäftigungen, diemich mehr interessieren», sagte Gabin, der gerne Mechaniker,Lokomotivführer oder Pferdezüchter geworden wäre und als Schauspielerdennoch zeitlebens ein Handwerker blieb. So ging er ins Studio «wieein Dreher, der in die Fabrik geht» und bewertete seine Arbeit in derQualität so hoch wie die Gage, die man ihm dafür zahlte.

Gabin wurde von seinem Vater, einem Varietékünstler, buchstäblichmit Fußtritten zur Bühne getrieben. Als 18-Jähriger schleppte derVater seinen Sohn in die Pariser «Folies-Bergère», wo er als Statistund Tänzer aufgenommen wurde. Dort entdeckte ihn die legendäreMistinguette, die ihn für ihre Revue engagierte und ihm - weil erMaurice Chevalier ähnlich sah - zu einer Laufbahn als Opernsänger undChansonnier verhalf.

Erst nach dem Aufkommen des Tonfilms wurde Gabin für den Filmentdeckt, als Schauspieler gesucht wurden, die sprechen konnten.Gabin hatte einen Sprechstil, den viele Schauspieler versucht habennachzuahmen. «Gabin kann mit einer kaum erkennbaren Bewegung seinesGesichts die heftigsten Gefühle zum Ausdruck bringen. Ein anderermüsste schreien, um zu dem selben Ergebnis zu gelangen», erklärte derRegisseur Jean Renoir den Erfolg Gabins, dessen blaue Augen,lächelnder Blick und sinnlich schmaler Mund das Publikum ebensoverführten wie seine sparsamen Gesten und murmelnde Stimme.

Gabin hinterließ kein Grab und kein Denkmal, zu dem Fans pilgernkönnten. Die Asche wurde vor dem Atlantikhafen Brest dem Meerübergeben.