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Filmprojekt Filmprojekt: Möllenbeck erlebt die Rückkehr der DDR

Von Sabrina Gorges 20.11.2012, 15:55

Möllenbeck/dpa. - Vor der Gaststätte „Zur Linde“ blättert die Farbe von den Tischen und Stühlen. Auf dem Dorfplatz dreht der Wind ein rostiges Karussell. Um eine baufällige Holzbühne flattern rote Wimpel. Ein Wartburg der Volkspolizei parkt vorm Konsum und über der Straße hängt ein zerfleddertes Transparent. Darauf steht: „750 Jahre Malkow - 10. November 1989“. Aus dem 50-Seelen-Dorf Möllenbeck in der Altmark ist Anfang Oktober das brandenburgische Filmdorf Malkow geworden. Ein Ort, in dem sich 1989 fantastische Dinge abspielen. Es gibt ein Geheimlabor, eine „Beam-Maschine“ und drei Kinder, die den Mauerfall ganz besonders erleben. Ihre Geschichte erzählt der Film „Sputnik“ (Arbeitstitel). Die Hauptrollen spielen Yvonne Catterfeld (32), Devid Striesow (39), Maxim Mehmet (37) und Marie Gruber (57).

Gedreht wurde ausschließlich in Sachsen-Anhalt. Das kleine Möllenbeck hat beim „Dorf-Casting“ vor allem durch Authentizität überzeugt. „300 Dörfer in Mitteldeutschland haben wir uns angesehen“, sagt Produzent Marcel Lenz. „Als wir hierher kamen, hab ich zum Telefon gegriffen und gesagt: Ich hab's.“ Denn durch den Ortsteil der Stadt Bismark weht auch 23 Jahre nach dem Mauerfall noch ein Hauch von Sozialismus. Regisseur Markus Dietrich war sofort angetan. „Hier ist alles perfekt“, sagt der 33-Jährige. Außerdem wurden die nahe gelegenen Orte Dobberkau und Hohenwulsch zur Filmkulisse. An diesem Mittwoch soll die letzte Klappe fallen. Der Kinostart des zwei Millionen Euro teuren Films ist für Herbst 2013 geplant.

„Sputnik“ erzählt die Geschichte der zehnjährigen Friederike und ihrer Freunde Jonathan und Fabian. Weil Friederikes Onkel Mike wenige Tage vor dem Mauerfall die DDR in Richtung Westen verlässt, beschließt das experimentierfreudige Mädchen ihn zurückzuholen. Sie will ihn mit einer Maschine „zurückbeamen“ - doch das geht schief. Plötzlich sind alle Malkower im Westen und die finden das gar nicht gut. Sie versuchen, über die Mauer wieder in den Osten zu klettern. Sonderbare Ereignisse, die nicht nur Friederikes Eltern (Catterfeld/Mehmet) und den Abschnittsbevollmächtigen des Dorfes (Striesow) vor neue Herausforderungen stellen.

Doch was passiert tatsächlich? Was ist Realität und Fantasie? Und was hat es mit den Ereignissen auf sich, die die Kinder im Fernsehen verfolgen? „Sputnik“, sagen die Produzenten mit einem Augenzwinkern, erzähle endlich die Wahrheit über den 9. November 1989. Regisseur Dietrich, beim Mauerfall selbst erst zehn Jahre alt, profitiert beim Dreh auch vom eigenen Erleben. „Für mich war das kein weltveränderndes Ereignis, sondern ein einziges, großes Abenteuer.“ Sein erster großer Spielfilm soll spannend, mitreißend und temporeich werden und vor allem Kinder zwischen 6 und 12 Jahren begeistern.

Die Konfrontation mit der DDR-Vergangenheit ist auch für die Akteure ein Abenteuer. „Manchmal stehen wir hier und betrachten irgendwas aus der Requisite“, sagt Schauspielerin Marie Gruber („Polizeiruf 110“), die in Wuppertal geboren und im sachsen-anhaltischen Halle aufgewachsen ist. „Jeder verbindet irgendeine Erinnerung damit und dann schwelgen wir hier in der Vergangenheit.“ Gruber ist beim Dreh ein Fan von Sachsen-Anhalts Norden geworden. Sie will nach Drehende schnell wieder zurückkommen. „Eine Familie aus dem Dorf hat mich eingeladen, hier mal Urlaub zu machen“, berichtet sie. „Und ich werde die Einladung annehmen.“