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Film Film: Produzent Horst Wendlandt ist gestorben

30.08.2002, 19:22
Der Berliner Filmproduzent Horst Wendlandt bei
Der Berliner Filmproduzent Horst Wendlandt bei dpa

Berlin/dpa. - Wendlandt, der 80 Jahre alt wurde, habe seit etwa einem Jahr an einerschweren Krebserkrankung gelitten, sagte Angela Marquis, die seit 30Jahren mit dem Produzenten zusammenarbeitete, der dpa.

Wendlandt war zeitweise Deutschlands erfolgreichster Filmproduzentgewesen: 60 Millionen Zuschauer sahen in den 60er Jahren seine 30Edgar-Wallace-Filme, 50 Millionen Besucher wurden von den neun Karl-May-Streifen angelockt, die überwiegend in Slowenien und imKarstgebirge Bosniens gedreht wurden.

In den 30er Jahren hatte der in Criewen bei Schwedt unter demNamen Horst Gubanow geborene Wendlandt bei der Ufa als Kassiererseinen Einstieg ins Filmgeschäft begonnen. Bei einem Monatsverdienstvon 125 Mark zahlte er damals Filmstars wie Hans Albers 80 000 Markpro Film aus. 1956 avancierte er zum Produktionsleiter bei ArturBrauners CCC-Film. Seine Stunde schlug aber 1961 mit seinem Einstiegin die dänische Rialto-Film, die bald ganz in seinen Besitz überging.

Es begann die Serie der überraschend erfolgreichen Edgar-Wallace-Verfilmungen, zunächst mit dem noch recht einfach gestrickten «Froschmit der Maske» 1959. Bald aber wurde die markig dröhnende Stimme zuBeginn jedes neuen Films mit den Worten «Hier spricht EdgardWallace!» zum Erkennungssymbol einer immer größer werdendenFangemeinde, die den unheimlichen Klaus Kinski, den verschmitztenDiener Eddi Arendt oder die pfiffigen Inspektoren Heinz Drache oderJoachim Fuchsberger sehen wollte. Sie finden auch bei den x-tenWiederholungen im Fernsehen heutzutage ihr Massenpublikum.

Auf Karl May brachte Wendlandt sein Sohn; er selber hatte dieBücher bis dahin nie gelesen. Lex Barker als Old Shatterhand undPierre Brice als Winnetou stiegen in den Sattel, auf dem Weg in dieewigen Jagdgründe des Kinogeschäfts, wo volle Kassen warteten.

Der Produzent verließ sich bei seinen Plänen immer wieder aufseinen guten Riecher. «Ich halte meine Nase in den Wind und wenn ichnichts rieche, dann ist da auch nischt», sagte er einmal. Es gab aberauch Misserfolge: Ingmar Bergmans von Wendlandt mitproduziertesfilmisches Vermächtnis, die autobiografische Familiengeschichte«Fanny und Alexander» war zwar überall auf der Welt ein großerErfolg, nicht aber in Deutschland. Mit Bergman erlebte er noch einezweite Enttäuschung, in den 70er Jahren mit dem «Schlangenei».

In den 80er Jahren kam dann die Zusammenarbeit mit Rainer WernerFassbinder bei Filmen wie «Lola» und «Die Sehnsucht der VeronikaVoss», Gewinner des Goldenen Bären der Berlinale 1982. Auch Wendlandtselbst konnte Preise einheimsen. So zählen 38 Goldene Leinwände, 2Filmbänder in Gold 6 Bambies, der Bundesfilmpreis für Verdienste umden deutschen Film sowie eine Berlinale-Kamera für das Lebenswerk inseiner Trophäensammlung.

Otto Waalkes und auch Loriot («Ödipussi») holte er ins Filmstudio,um mit ihnen einige der erfolgreichsten Filme der Nachkriegszeit mitZuschauerzahlen zwischen sechs und zehn Millionen zu produzieren.