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Fernsehen Fernsehen: «Tatort» führt in DDR-Vergangenheit

Von TILMAN P. GANGLOFF 10.06.2011, 17:19

Halle (Saale)/MZ. - Dieser Film beginnt wie ein ganz normaler Krimi, schwingt sich dann aber zu einer Größe auf, die zumindest für die "Tatort"-Beiträge aus Leipzig Maßstäbe setzt: weil es in der Folge "Nasse Sachen" plötzlich nicht mehr bloß um geklaute Autos geht, sondern um das Erbe der DDR.

Spätestens die Konfrontation der Kommissarin mit einem Gespenst führt zum bislang wohl verblüffendsten Moment der Sachsen-Krimis. Dabei sorgt schon der Anfang für Verwirrung. Als Müllmänner auf der Straße einen ermordeten griechischen Autohändler auflesen, deuten die Indizien zunächst auf einen tödlichen Streit zwischen Ganoven: Der Mann war Kopf eines Autoschieberrings.

Kurz darauf finden Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) die Leiche von Walter Rimbach, einem Angestellten des Autohauses. Die Rekonstruktion der beiden Morde legt nahe, dass es sich um unterschiedliche Täter handeln muss. Die Spur führt nach Zypern. Dort lebt der Kompagnon des Griechen. Und dann taucht auch noch der Sohn eines einstigen DDR-Dissidenten auf. Thomas Kramm (Jörg Hartmann) hat den ermordeten Rimbach kurz vor dessen Tod bedroht: Er macht ihn für das Verschwinden seines Vaters verantwortlich.

Rimbach, berichtet seine Tochter (Claudia Michelsen), war ein "Zweihundertprozentiger"; laut Kramm zudem ein Stasi-Offizier "im besonderen Einsatz", ein Mann für die schmutzigen Fälle. Spätestens jetzt nimmt der Fall für die angeschlagene Kommissarin, die ein offenbar unbewaffnetes Mitglied der Bande lebensgefährlich verletzt hat, traumatische Züge an: Nach Lage der Akten hat Kramm senior vor knapp dreißig Jahren bei einem Fluchtversuch ihren Vater erschossen; Horst Saalfeld war Hauptmann bei der Volkspolizei. Thomas Kramm ist jedoch überzeugt, dass sich das Ereignis ganz anders zugetragen haben muss.

Dem Autoren Andreas Knaup ist es gelungen, sein Krimi-Drehbuch mit dem Anspruch zu verknüpfen, eine Geschichte über die DDR zu erzählen. Es geht dabei weniger um Vergangenheitsbewältigung; im Vordergrund stehen die Dramen, unter denen die betroffenen Familien noch heute leiden.

Mit dem zunehmenden Anspruch der Handlung ändert Regisseur Johannes Grieser auch den Tonfall des Films. Anfangs sorgen der ewig frierende Keppler und die kleinen Scharmützel mit Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet) noch für vergnügliche Momente, doch nach dem beinahe tödlichen Schuss Saalfelds verzichtet Grieser auf alle Heiterkeit.

Der Film beginnt am Montag um 20.15 Uhr im Programm der ARD.