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Fellinis «Café de Paris» war Beute der Mafia

Von Katie Kahle 22.07.2009, 13:42

Rom/dpa. - Das römische «Café de Paris» an der Via Veneto, weltbekannt durch den Film «La dolce Vita» von Federico Fellini, ist als Mafia-Gut beschlagnahmt worden.

Das berühmte Kaffeehaus im historischen Zentrum der italienischen Hauptstadt sei von einem Strohmann - einem unscheinbaren Barbier aus Süditalien - für die kalabrische Mafia-Familie Alvaro gekauft worden, berichteten italienische Medien. Die Sicherstellung erfolgte im Rahmen einer Großoperation gegen die kalabrische Mafia 'Ndrangheta. Carabinieri und italienische Finanzpolizei stellten dabei auch noch weitere Güter sicher - unter anderem Geschäfte, Immobilien und Luxuswagen - im Wert von insgesamt 200 Millionen Euro.

«Rom ist einer der zentralen Punkte, wo das organisierte Verbrechen ihre durch illegale Geschäfte wie Waffen- und Drogenhandel erzielten Gewinne reinvestieren», erklärte der Antimafia-Staatsanwalt Pietro Grasso. Die Operation vom Mittwoch richte sich vor allem gegen die kalabrische Mafia-Familie Alvaro, die Millionen Euro an schmutzigem Kapital in den Restaurant-Sektor der Hauptstadt investiert habe, hieß es in den Medien. Aber auch andere Clans der 'Ndrangheta sollen ihre durch Verbrechen erwirtschafteten Euro in der Hauptstadt angelegt haben, wie etwa die Familien Vottari-Pelle-Romeo und Nirta-Strangio aus San Luca. Ihrer blutigen Familienfehde waren im August 2007 vor dem Restaurant «Da Bruno» in Duisburg sechs Italiener zum Opfer gefallen.

Schon im Vorjahr hatte man befürchtet, die Renaissance des berühmten Café könnte der Mafia zu verdanken sein. So hatte die «Guardia di Finanza» bereits im vergangenen November mitgeteilt, dass wahrscheinlich ein kalabrischer Mafia-Clan hinter den neuen Besitzern des renommierten Cafés stecke. Die süditalienischen Mafiosi hätten mehr als sechs Millionen Euro in bar hingeblättert, um den bei betuchteren Touristen beliebten Treffpunkt zu übernehmen, hieß es. «La dolce Mafia» ironisierten italienische Medien damals, in Anspielung auf den bekannten Streifen von Fellini.

Denn an den Tischchen der Kaffeebar für Wohlhabende spielte sich einst «La Dolce Vita», das süße Leben, ab. Hier tranken Federico Fellini und Anita Ekberg Cappuccino, hier dinierte der ägyptische Ex-König Faruk mit mehr oder weniger adeligen Blondinen. Und hier zerschlugen die Bodyguards Frank Sinatras 1965 die Kameras der Paparazzi.

Dann hatte die Via Veneto nach und nach ihren Glanz und ihre Stars verloren und das In-Café der 1950er Jahre geriet in Vergessenheit. 1992 wurde es gar vorübergehend geschlossen, wegen Verschmutzung. Erst in den letzten Jahren schien das «Café de Paris» eine Wiederauferstehung zu erleben. Leider war das der Mafia zu verdanken.