Extra Extra: Reich-Ranicki: Verhältnis zu Grass ist freundlich
Frankfurt/dpa. - Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hält eine Versöhnung mit dem Schriftsteller Günter Grass für wünschenswert aber unwahrscheinlich. «Mein Verhältnis zu Grass ist unverändert freundlich und herzlich», sagte Reich-Ranicki der dpa kurz vor dem 75. Geburtstag des Literatur-Nobelpreisträgers am 16. Oktober. «Er aber ist aggressiv - und etwas rachsüchtig.» Ob Grass sich wieder mit ihm versöhnen werde, sei deshalb zweifelhaft. «Er beteuert, es werde nie möglich sein», sagte Reich-Ranicki, «mir ist diese Einstellung fremd und zuwider.»
Die Beziehung zu Grass gilt als zerrüttet, seitdem Reich-Ranicki 1995 dessen Roman «Ein weites Feld» im Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» als völlig missraten kritisiert hatte. «Seit Jahren wirft mir Grass manisch vor, ich hätte sein Buch wortwörtlich zerrissen», sagte der Kritiker. Natürlich habe er noch nie ein Buch auseinander gerissen. «Dazu fehlt mir die Kraft und auch die Lust.» Das Titelbild des «Spiegels», das ihn beim Zerreißen des Buches in zwei Hälften dargestellt habe, sei eine Fotomontage - das wisse Grass. Das Bild habe auch ihm arg missfallen, sagte Reich-Ranicki.