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Evelyn Künneke Evelyn Künneke: «Deutschlands heißeste Oma» ist tot

29.04.2001, 12:29

Berlin/dpa. - Künneke war kein Kind von Traurigkeit, sie war eine Berlinerinmit Mutterwitz und einem großen Herzen. Auf ihr Leben zurückblickendmeinte sie einmal: «Ich habe getanzt, gesungen, gespielt. Undhoffentlich damit etwas Freude gemacht. Das war alles...» IhrKollege Günter Pfitzmann trauert um einen «duften Kumpel», wie erder dpa sagte. Sie sei eine Kämpfernatur gewesen.

In den letzten Jahren war sie noch zusammen mit Helen Vita undBrigitte Mira in der selbstironischen Revue «Drei alte Schachteln»durch die Lande gezogen. Die «zusammen so um die 230 Jahre altenDamen», wie ein Kritiker meinte, sangen: «Was wollt ihr mit dreiknödelnden Tenören, hier habt ihr noch drei echt Berliner Gören.»Vita starb im Februar; das Ständchen bei der Trauerfeier hatteKünneke schon nicht mehr singen können.

   Künneke verkörperte rund ein halbes Jahrhundert deutscherShowgeschichte, vom Kabarett über das Variete bis zum Schlager. Inden 50er Jahren gehörte sie zur absoluten Spitze derSchallplattenstars. In den 70ern feierte sie mit Witz undSelbstironie - und vor allem mit der legendären Federboa - eintriumphales Comeback als «Underground-Muse».

   Sie steppte, sang und «blödelte» sich durch ein Leben mit vielenHöhen und Tiefen, auch mit Skandalen und dramatischen Momenten inihrem Privatleben. Dazu gehörten drei gescheiterte Ehen,Alkoholprobleme («sie trank mehr als sie sang») undSelbstmordversuche, wie es beim Erscheinen ihrer Autobiografie «MitFederboa und Kittelschürze» 1991 in der Verlagsankündigung hieß.

   Sie pflegte auch ihr Image oder kämpfte dagegen an, je nachStimmungslage - mal war sie die Sexbombe, die verruchte Tingel-Tangel-Maus, der männermordende Gesangs-Vamp, die Nachtigall, diejeden becirct, der Hosen trägt. «Alles Quatsch!», meinte sie einmaldazu. Monogam war sie allerdings auch nicht gerade: «Ich hatte immerfür jede Situation einen.» Selbst Frank Sinatra, mit dem sie dieLiebe zum Swing verband, soll mal für ein paar Tage dabei gewesensein, so will es die Legende, die sie gern als «Four-Night-Stand»bestätigte. «Vier Tage dauerte diese Liaison, da gibt sich ein Manndoch noch Mühe.»

   Ende der 30er Jahre tingelte sie noch als «beste SteptänzerinEuropas» als Evelyn King Ende durch die internationalen Varietes.Sie spielte in Revuefilmen neben Johannes Heesters und wurdeschließlich von Peter Igelhoff als Schlagersängerin entdeckt. «Sing,Nachtigall, sing ein Lied aus alten Zeiten» war bei den deutschenSoldaten des Zweiten Weltkriegs neben «Lili Marleen» einer derbeliebtesten Schlager. Und ihr «Winke, winke» war in den 50er Jahreneiner der populärsten Hits.