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Ein Bayer kratzt an der Himmelsscheibe von Nebra

Von Steffen Könau 24.01.2005, 19:59

Regensburg/Halle/MZ. - Bislang hatte das Gericht die Notwendigkeit zusätzlicher Expertenaussagen mit dem Hinweis auf entstehende Kosten abgelehnt. Doch dadurch, dass nur Gutachter aus dem Umfeld des Landesärchäologen Harald Meller zur Scheibe Stellung genommen hätten, argumentiert Anwältin Elke Thom-Eben, entstehe ein "verzerrtes Bild".

Eine Fälschung?

Einer, der das nun gerade rücken soll, ist der Regensburger Peter Schauer. Der renommierte Bronzezeit-Spezialist vertritt die These, dass es sich bei der Himmelsscheibe um eine "dilettantische Fälschung" handelt. "Die Schwerter, die angeblich mit der Scheibe gefunden wurden", sagt Schauer, "sind mir schon drei Jahre vor Bekanntwerden des Hortfundes von Nebra angeboten worden." Damals sei von einer dazugehörigen Scheibe noch keine Rede gewesen.

Grund genug für ihn, den bisherigen Gutachten die Gültigkeit abzusprechen. "Alle sind davon ausgegangen, dass Scheibe und Schwerter zusammen gefunden wurden", sagt Schauer. Dieser Fund-Zusammenhang, der erst die Altersbestimmung der Scheibe ermöglichte, sei für ihn aber nicht belegt: "Es gibt Hinweise, dass Schwerter und Scheibe nicht 3 600 Jahre zusammen vergraben waren."

Auch die großformatigen Aufnahmen der Himmelsscheibe, die sich in einem vom Landesmuseum publizierten Kalender finden, konnten Schauers Skepsis nicht beruhigen. "Wenn man die Bilder anschaut, fallen einem sofort Widersprüche auf." So deckten sich Kratzspuren auf dem Goldbelag nicht mit der Geschichte, nach der ein Hehler die Scheibe säuberte.

Patina ohne Kratzer

"Dann wären die Kratzer auf der Patina zu sehen, nicht auf dem Gold darunter." Auch der bisherigen Erklärung für die Lochungen am Rand kann Schauer nicht folgen. Wenn die Löcher zum Schluss angebracht wurden, so Schauer, dürften sie von den dort angebrachten Verzierungen nicht überlagert werden. Leider sei es durch die am Landesmuseum durchgeführte "kosmetische Restaurierung" nicht mehr möglich, die Scheibe im Original-Zustand zu untersuchen. Aber dass hier "massiv gefriemelt wurde", stehe für ihn fest.