Historischer Mythos DDR-Mythos über Trümmerfrauen: Historikerin Leonie Treber stellt die These auf dass Trümmerfrauen nur ein Mythos sind

Köln - Deutschland, eine einzige Ruinenlandschaft: Nach 1945 steht kein Stein mehr auf dem anderen, die meisten Großstädte sind völlig zerstört, überall nur Schutt und Asche.
Und weil viele Männer im Krieg gefallen sind, machen sie sich daran, die Trümmer des Krieges wegzuräumen: die berühmten Trümmerfrauen.
Mythos Trümmerfrau: Historikerin zweifelt in ihrem Buch daran
Aber haben sie wirklich Deutschland wieder aufgebaut? Haben sie wirklich freiwillig für 70 Pfennig pro Stunde geackert und geschuftet, um den Kriegsmüll wegzuräumen?
Die Historikerin Leonie Treber zweifelt in ihrem Buch „Mythos Trümmerfrauen” daran.
Ihr Ergebnis nach mehreren Forschungsjahren: Alles nur Mythos! Die Frauen hat es Treber zufolge in der Zahl, wie sich viele Deutsche zu erinnern glauben, gar nicht gegeben. In Wirklichkeit hätten sich nur wenige Frauen an den Aufräumarbeiten beteiligt, meint Treber in ihrem Buch.
Diese Bilder kennen wir aus alten Filmen oder Geschichtsbüchern: Frauen stehen in den Trümmern, reichen sich Schutt von Hand zu Hand. Aus den Mauerresten wird Material für den Wiederaufbau, die Trümmerfrauen werden Symbol für das neue Deutschland. Alles falsch?
1946 und 1947 mussten Arbeitslose Schutt beseitigen, so Treber. Aber nicht freiwillig, sondern vor allem im Osten Deutschlands wurden sie von den Arbeitsämtern verpflichtet. Arbeiteten sie nicht, bekamen sie auch keine Lebensmittelkarten.
Offiziell hießen sie „Bauhilfsarbeiterinnen”, die Medien feierten die Arbeiterinnen aber und machten aus ihnen die Trümmerfrauen. „Sie verliehen ihrer Tätigkeit damit Ehrbarkeit und Sinn", erläutert die Historikerin im Buch.
Trümmerfrauen: Ein Mythos, in der DDR geboren
Denn während des Krieges schaffte das NS-Regime den Schutt weg, auch Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge wurden herangezogen. Aufräumen galt als Strafarbeit.
Etwa 26.000 Frauen waren im Mai 1946 in Berlin im Einsatz, insgesamt gab es aber eine halbe Million Frauen im arbeitsfähigen Alter. Es schippten laut Treber also nur wenige Trümmerfrauen.
Der Mythos ist laut Historikerin in der DDR geboren. „Sie galt als Vorbild für Frauen, die in Männerberufen arbeiteten, und als Symbol der Gleichberechtigung", so Treber. Im Westen aber wäre der Mythos später populär geworden, hier hätte noch länger das klassische Rollenbild der „Frau am Herd” gegolten.
Waren die Fotos inszeniert?
Manche der Fotos mit den Frauen, die manchmal sogar geschminkt auf den Trümmerbergen standen oder Steine klopften, seien gestellt gewesen. Viele der Frauen seien Studentinnen gewesen, die erst zur Uni gehen konnten, wenn sie beim Enttrümmern halfen.
Mit der Trümmerfrau hätte der harte Job, der von den Frauen erledigt wurde, aber ein positives Image bekommen. Und irgendwann wurde eine ganze Frauengeneration so genannt. (mg/red)
(Der Artikel erschien zuerst bei express.de)