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Bücherverbrennung Bücherverbrennung: Zahlreiche Veranstaltungen zum 70. Jahrestag

06.05.2003, 15:05

Berlin/dpa. - Mit etwa 50 Veranstaltungen wollen Schriftsteller, Künstler und Politiker am Sonnabend in Berlin an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten vor 70 Jahren am 10. Mai 1933 erinnern. Hauptschauplatz des Lesemarathons unter dem Motto «Literatur und mehr...rund um die Linden» ist der Boulevard Unter den Linden zwischen Brandenburger Tor und Humboldt-Universität mit dem heutigen Bebelplatz, einem der damaligen Schauplätze der Bücherverbrennung neben der Staatsoper.

Bereits am Freitag findet in der Akademie der Künste eine Gedenkveranstaltung des PEN-Zentrums und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels mit Bundespräsident Johannes Rau und Schriftstellern wie Christa Wolf und Rolf Hochhuth statt. Die Veranstalter des Lesemarathons am Sonnabend wollen «ein Zeichen für Frieden, multikulturellen Dialog und Toleranz in der Gesellschaft» setzen, wie sie am Dienstag betonten. Künstler und Autoren wie Iris Berben, Michael Degen und Christoph Hein hätten ihre Teilnahme zugesagt. Den Auftakt macht die 92-jährige Zeitzeugin Elfriede Brüning mit einer Lesung im Opernpalais.

In einem Zelt auf dem Bebelplatz findet zu Gunsten von UNICEF ein «Lesen für die Kinder der Welt» statt. Außerdem lesen auch Krimi- und Romanautoren wie Horst Bosetzky und Jan Eick im Opernpalais. Kinder sind aufgerufen, an der längsten «Klix-Klex-Geschichte der Welt» mitzuschreiben. Die Kids sollen auf 14 000 Blatt Papier die längste Geschichte der Welt aufschreiben, die aneinander gereiht etwa sieben Kilometer lang sein wird und am 6. Juni zwischen Treptower Park und Alexanderplatz präsentiert werden soll.

Am Abend des 10. Mai 1933 wurden in fast allen deutschen Universitätsstädten unter Rufen wie «Wider den undeutschen Geist!» zahlreiche Bücher ins Feuer geworfen. Darunter waren Werke von offiziell missliebigen Autoren wie Heinrich Mann, Alfred Döblin, Karl Marx, Bertolt Brecht, Franz Kafka, Heinrich Heine und Kurt Tucholsky. Unter den mehreren tausend Zuschauern der Aktion auf dem damaligen Berliner Opernplatz war auch der Schriftsteller Erich Kästner (1899- 1974), dessen Bücher ebenfalls verbrannt wurden. Heute erinnert auf dem Bebeplatz ein unterirdisches Denkmal aus leeren Bücherregalen an die Ereignisse vom 10. Mai 1933. Demnächst soll es von einer Tiefgarage umbaut werden, wogegen zahlreiche Künstler protestiert hatten.