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Berliner Stadtschloss Berliner Stadtschloss: Bundestag stimmt für die Barock-Fassade

04.07.2002, 18:27
Folien-Fassade des Berliner Stadtschlosses (Juni
Folien-Fassade des Berliner Stadtschlosses (Juni dpa

Berlin/dpa. - 133 Abgeordnete stimmten für einen Architektenwettbewerb, der eine Festlegung vermeiden sollte, 63 wollten keine der beiden Varianten. 6 Abgeordnete enthielten sich der Stimme, 3 Stimmen waren ungültig.

Vorausgegangen war eine teilweise leidenschaftlich geführteDebatte, in der die Befürworter der historischen Schlossfassade schließlich überwogen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse meinte in seinem Plädoyer für die historische Rekonstruktion der Schlossfassade, das Ergebnis könne faszinierend sein - «eine der großen Museumslandschaften der Welt in der Mitte der deutschenHauptstadt». Vehement warnte er vor einer weiteren Verzögerung der Entscheidung.

Ihre Zustimmung gaben auch Antje Vollmer von den Grünen, Günter Rexrodt von der FDP, Dietmar Kansy, Günter Nooke und Norbert Lammert von der CDU. Nooke meinte, der zentrale Platz des wiedervereinigten Deutschland gehöre nicht Berlin, sondern «der ganzen Republik». Lammert sagte, das Schloss sei das Gravitationszentrum der städtebaulichen Entwicklung Berlins gewesen.

Für eine Offenhaltung eines architektonischen Wettbewerbs, der auch andere Lösungen zulassen sollte, plädierten Eckhardt Barthel von der SPD, Franziska Eichstädt-Bohlig von den Grünen sowie der Berliner Kultursenator Thomas Flierl (PDS), der auch auf eine entsprechendeMeinungsbildung der Mehrheitsfraktionen des BerlinerAbgeordnetenhauses verwies.

Vollmer meinte, eine historische Fassade sei kein Bekenntnis zum preußischen Militarismus, sondern bezeuge «unseren ganz großen Respekt vor der Meisterschaft unserer Vorfahren». Rexrodt sagte, mit dem Schloss entstünde «ein Ensemble, das in Europa nicht ein zweitesMal existiert». Flierl (PDS) meinte, wenn der Bundestag sich ein Schloss wünsche und eine Entscheidung über Architektur fälle, dann habe er auch die Entscheidung zu ihrer Finanzierung zu tragen.

Das Votum des Parlaments in dem zwölf Jahre dauernden Streit gilt als entscheidende Weichenstellung für die künftige Bebauung des Schlossplatzes in der Hauptstadt, auf dem zur Zeit lediglich der asbestverseuchte DDR-Palast der Republik steht. Die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Residenz der Hohenzollern war dort 1950 auf Anweisung der SED gesprengt worden.