B.K. Tragelehn B.K. Tragelehn: Brecht-Schüler und Theater-«Provokateur» wird 75
Berlin/dpa. - Aber auch im Westen hat Tragelehn, der auch Autor, Lyrikerund Übersetzer vor allem des Elisabethanischen Theaters ist, unteranderem als Schauspieldirektor in Düsseldorf und gefragter Ideengeberauf sich aufmerksam gemacht. Am 12. April wird der Brecht-Schüler undberufliche Weggefährte von Heiner Müller und Einar Schleef 75 Jahrealt. Dazu stellt der in Dresden geborene Bernhard Klaus Tragelehn,der seine Vornamen immer abkürzt, im Verlag Theater der Zeit eineSammlung von Aufsätzen, Gesprächen, Gedichten und Stückauszügen mitdem für ihn treffenden Titel «Der fröhliche Sisyphos» vor, am 15.April im Berliner Ensemble zusammen mit dem Herausgeber GerhardAhrens und der Schauspielerin Jutta Hoffmann und am 17. April auch imStaatsschauspiel ...

Aber auch im Westen hat Tragelehn, der auch Autor, Lyrikerund Übersetzer vor allem des Elisabethanischen Theaters ist, unteranderem als Schauspieldirektor in Düsseldorf und gefragter Ideengeberauf sich aufmerksam gemacht. Am 12. April wird der Brecht-Schüler undberufliche Weggefährte von Heiner Müller und Einar Schleef 75 Jahrealt. Dazu stellt der in Dresden geborene Bernhard Klaus Tragelehn,der seine Vornamen immer abkürzt, im Verlag Theater der Zeit eineSammlung von Aufsätzen, Gesprächen, Gedichten und Stückauszügen mitdem für ihn treffenden Titel «Der fröhliche Sisyphos» vor, am 15.April im Berliner Ensemble zusammen mit dem Herausgeber GerhardAhrens und der Schauspielerin Jutta Hoffmann und am 17. April auch imStaatsschauspiel Dresden.
Als Meisterschüler von Bertolt Brecht hatte Tragelehn den 1956gestorbenen Dramatiker und Hausherrn des Berliner Ensembles beim Wortgenommen («Die Wahrheit muss konkret sein»). Er brachte währendseiner Theaterarbeit an der Studentenbühne der HochschuleBerlin-Karlshorst 1961 als Uraufführung Heiner Müllers Stück «DieUmsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande» über die Anfangsjahre derDDR und Zwangskollektivierung der Landwirtschaft heraus -ausgerechnet im Jahr des Mauerbaus in Berlin.
Das war aber in den Augen der SED-Kulturpolitik klarantikommunistisch und sogar konterrevolutionär. «"Die Umsiedlerin"ist kein Gegenstand der Literaturwissenschaft, sondern derStaatssicherheit», hieß es im Kulturministerium. Tragelehn wurde ausder SED ausgeschlossen und durfte sich im Braunkohletagebau«bewähren», Müller, der sein Stück als Komödie bezeichnete, schrieb(in Brechts Haus in Buckow) eine «Selbstkritik». Tragelehn ist heuteVorsitzender der Internationalen Heiner-Müller-Gesellschaft.
Dennoch gelang Tragelehn später noch einmal ein Theatercoup, alsihn die Regisseurin Ruth Berghaus ans Berliner Ensemble, dertraditionsreichen Brecht-Bühne der DDR, holte. Seine Inszenierungenvon Frank Wedekinds «Frühlings Erwachen» und August Strindbergs«Fräulein Julie» 1975 zusammen mit Co-Regisseur Einar Schleef zeigtenzwar auch das Erwachen einer neuen Regie-Generation mit ungewohnterund erfrischender Handschrift nach Brecht, führten aber auch wiederzum Eklat und wurden prompt verboten.
Tragelehn und Schleef gingen einige Jahre später schließlich inden Westen, wo sie weiterarbeiteten, Schleef machte hier mitspektakulären Inszenierungen Furore, nach der Wiedervereinigung aucham Berliner Ensemble mit Rolf Hochhuths «Wessis in Weimar». Tragelehnarbeitete unter anderem in Düsseldorf, Stuittgart, Bochum, Frankfurt,München und Berlin, wo er am BE in den späten 90er Jahren Brechts«Leben des Galilei» inszenierte, mit dem Brecht nicht fertig gewordensei, weil «er mit sich selber nicht fertig geworden ist», wieTragelehn einmal sagte. Brecht starb 1956.
Für Tragelehn haben die sieben Jahre von 1949 bis 1956, die Brechtnach der Rückkehr nach Deutschland geblieben waren, das Theaterverändert, wie er in einem Gespräch in der April-Ausgabe derZeitschrift «Theater der Zeit» sagt. «Die Vorstellung, dass imTheater die eigenen Angelegenheiten zu verhandeln sind, war nichttotzukriegen, und das hat dazu beigetragen, die Lebenslüge dessogenannten 'real existierenden Sozialismus' zu zersetzen.»