Autor aus Merseburg Autor aus Merseburg: Genquotient 8713 - Terror in Berlin

Berlin - Der Mann, der eben mal einen U-Bahnhof in Ostberlin in die Luft sprengen lässt, ist ein freundlicher, liebenswerter Mensch. Geige spielen kann er übrigens auch, wie sich herausstellen wird.
Überpünktlich sitzt Ole Pankow, der eigentlich Olaf Krüger heißt, am verabredeten Ort in einem gemütlichen Café in Berlin-Weißensee. Dort wollen wir über ihn und sein erstes Buch reden: „Genquotient 8713“ heißt der Thriller, gerade erschienen im umtriebigen, unabhängigen Berliner Verlag Periplaneta. Den gibt es erst seit zehn Jahren, Ole Pankow schon seit 1965.
Mit dem Schreiben hat der gebürtige Merseburger seit langer Zeit zu tun, die Liebe zur Musik hätte sich damit verbinden können. Aber ein Liedermacher ist doch nicht aus ihm geworden, in einer Folkband spielt er allerdings immer noch.
Die acht Jahre Geigenunterricht, die er als Knabe verordnet bekam, haben auch ihr Gutes. Und als freiem Journalisten sind ihm die beruflichen Wurzeln bei dem Boulevardblatt „Express“ in Erfurt und später, bis zu dessen Einstellung, in Halle immer noch von Nutzen.
Gelernter Ossi
Die Reisen zu Freunden in die USA haben in den letzen Jahren Pankows Blick auf die Welt geweitet. Die Erfahrungen des gelernten Ossis stehen ohnehin zu Buche, einschließlich jener unausweichlich schlimmen, im Knast sitzen zu müssen, weil er den Wehrdienst in der DDR-„Volksarmee“ total verweigert hatte.
Und, als formaler, heute nur noch lächerlich erscheinender Grund: Er hatte sein Konto überzogen! Zu viereinhalb Jahren Gefängnis wurde er 1988 verurteilt und musste sich in der Haft in Unterwellenborn obendrein Anwerbeversuchen der Stasi erwehren: „Wollen Sie nicht lieber wieder in ihrer Stammkneipe sitzen?“
Er wollte schon, aber nicht auf dem Ticket der Staatssicherheit. Mit der war es dann sowieso bald vorbei, „Weihnachten 1989 war ich wieder zu Hause“, sagt Ole Pankow nüchtern. Er macht kein großes Aufhebens um die ganze Sache, aber hier liegt begreiflicherweise ein Schmerzpunkt.
Der hat dem Autor zugleich ein Pfund an Lebensklugheit eingebracht. Die braucht man zum Schreiben. Wenn dann noch die Kenntnisse eines passionierten Bootsfreundes hinzukommen, der manchmal kleinere Gesellschaften über die Gewässer in und um Berlin schippert und Kanus repariert, ist das schon fast die halbe Miete für ein Buch.
Nur geschrieben werden musste es dann eben noch. Dafür hat sich Ole Pankow Zeit genommen und brauchte die Ruhe auch. Denn als er die Arbeit an seinem überwiegend in Berlin, aber auch in den USA spielenden Terror-Schocker begann, in dem es um Machtgier, Globalisierung, Geld und auch um Ökologie geht, war an den Anschlag vom Dezember 2016 auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz noch nicht zu denken gewesen. „Plötzlich hatte die Realität meine Fantasie überholt“, sagt er. Nun ist das Wissen um die Realität des Grauens dem Buch sozusagen eingeschrieben.
Ein packender, spannender Roman ist es geworden. Seinem Helden Doering, der früher mal ein Super-Cop war, einer der besten in seiner Branche, der wegen einer Augenerkrankung aus dem Dienst gehen musste und sich nun als Privatdozent etwas dazu verdient, schaut man gern bei der dreckigen Arbeit zu.
Doering hat das Jagdfieber nämlich nicht verlassen. Und auch nicht sein Instinkt. Ole Pankow legt dafür geschickt ein Netz von Fährten um den Globus und schürzt den Knoten in Berlin. US-Geheimdienstler sind natürlich mit von der Partie. Skrupellose, kaltschnäuzige Ganoven stehen auf der anderen Seite. Alles, wie es sein soll in einem ordentlichen Thriller.
Zweiter Teil geplant
Der Autor, den es der Liebe wegen glücklich nach Berlin verschlagen hat, weg von Halle, wo er aufgewachsen ist und später, nach den Erfurter Jahren, wieder lebte, plant schon den zweiten Teil. Und einen Berlin-Roman will er auch schreiben.
Aber jetzt ist er erst einmal auf Lesetour, natürlich wird auch in Halle Station gemacht. Das ist Ehrensache. Und wenn dieser Tage Hollywood anruft? Ole Pankow winkt ab: „Das wünscht sich natürlich jeder.“ Aber wehren würde er sich wohl nicht.
››Ole Pankow: „Genquotient 8713“, Berlin, Periplaneta-Verlag, 232 Seiten, 13,87 Euro;
Der Autor liest am 30. Januar 2018 um 20 Uhr im halleschen Lokal „Kaffeeschuppen“, Kleine Ulrichstraße 11, aus seinem Buch. (mz)