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Ausstellung Ausstellung: Händels «Messias» leuchtete in der Wüste von Sinai

Von ANDREAS MONTAG 23.04.2009, 17:31

KATLENBURG/MZ. - Am Sonntag wird nach einem Gottesdienst der Messias-Zyklus des Malers Elshalom Wieberneit im Refektorium des Klosters übergeben und eingeweiht. Dort sollen die großformatigen, farbkräftigen Gemälde, ein biblischer Bilderkosmos, nun dauerhaft bleiben. Die Festrede wird der hallesche Kunsthistoriker Wolfgang Hütt halten, die Ausstellung lädt auch die angrenzende mitteldeutsche Region ausdrücklich ein nach Katlenburg, das im Dreieck zwischen Nordhausen, Northeim und Worbis liegt. Wie aber Gottfried Wieberneit zu seinem Vornamen Elshalom gekommen ist - und der "Bücherpfarrer" Weskott zu den Bildern, das ist noch eine besondere Geschichte. Und Hütt spielt eine wichtige Rolle darin. Bei einer der Lesungen, die Weskott regelmäßig in Katlenburg veranstaltet, hatte Hütt sein autobiografisches Buch "Heimfahrt in die Gegenwart" (Henschel, 1982) vorgestellt, in dem er auch über seinen Freund Friedel aus Wuppertaler Kindertagen berichtet hat.

Friedels, also Gottfrieds oder Elshaloms Eltern stammten aus dem Ostpreußischen, sie waren aufrechte Christen und gehörten der Bekennenden Kirche an, die den Nazis die Verbeugung verweigerte. Als britischer Kriegsgefangener in Libyen und Ägypten, lernte der 1924 geborene, vom Malen schon früh begeisterte Wieberneit das biblische Land kennen und war fasziniert von der Wüste Sinai. Hinzu kam die erweckende Begegnung mit Händels Oratorium "Der Messias", den er, noch in Gefangenschaft, bei einem Schallplattenkonzert erstmals hörte.

Das einmal zu malen! Vier Jahrzehnte später, zu Beginn der 80er Jahre, hat er sich selbst das Versprechen erfüllt, angeregt noch durch die Grenzerfahrung eines fast tödlich endenden Überfalls, dessen Opfer er 1980 bei einer Reise in die Wüste Sinai geworden war. Gottfried Wieberneit, der als Geste der Demut vor den Opfern der Shoa seinen Vornamen in das hebräische Elshalom umwandelte, hat ein bemerkenswertes Werk geschaffen: Mit Acryl ganz zeitgemäß dem Pop und stilistisch sogar dem Comic ein wenig verwandt, hat er 14 Visionen gemalt, beginnend mit der Geburt Christi bis zu einer großen Vision vom göttlichen Reich des Friedens. Sechs der 14 Bilder sind Triptychen, jede der hölzernen Tafeln ist zwei Meter hoch.

Ein erstaunlicher Rundgang wird hier, im Refektorium des Klosters zu Katlenburg, nun geboten - sowohl in gedanklicher und spiritueller, als auch in künstlerischer Fülle. Denn neben Pop-Elementen trägt Wieberneits Malerei expressionistische Züge wie auch die der Naiven. Und manchmal wird man auch an Chagall und Ikonen erinnert. Das Leid findet seinen Platz auf diesen Bildern: das des gepeinigten Jesus und das der Juden während des Schreckenszeit des deutschen Nationalsozialismus. Niemals aber bleibt unklar, wer im Licht steht: die Liebe.

Der Gottesdienst in der St. Johannes-Kirche Katlenburg beginnt am Sonntag um 9.30; Führungen durch die Ausstellung nach Anmeldung: 05552 / 911 30