Andrea Berg im Interview: Andrea Berg im Interview: Das ist der Schlagersängerin am Wichtigsten

Magdeburg - „Darf ich ein Selfie mit Ihnen machen?“ Die Frage hört Andrea Berg bei Autogrammstunden wie der am Donnerstag in Magdeburg hundertfach von ihren Fans. Doch dieses Mal ist es die Schlagersängerin, die diese Frage stellt - und zwar an den Autor dieser Zeilen bei einem Gespräch im Magdeburger Nobelhotel Herrenkrug.

Mit jedem Medienvertreter, mit dem sie spreche, mache sie ein Selfie. Sagt es, zückt das Smartphone, setzt sich neben ihren Gast und drückt ab. Schulter an Schulter mit Andrea Berg. Wie viele ihrer Fans mögen wohl von genau solch einem Moment träumen?

Die Sängerin trägt an diesem Tag eine mächtige Brille, durch deren quadratische Gläser sie ihr Gegenüber intensiv betrachtet und ihm damit das Gefühl vermittelt, für eine halbe Stunde der wichtigste Mensch in ihrem Leben zu sein.

Und während sie ebenso geduldig wie überlegt die vielen Fragen ihres Gesprächspartners beantwortet, druckt sie das soeben gemachte Selfie auf einem Minidrucker aus und klebt es mit ein paar erklärenden Worten in eine Kladde, die den Aufdruck „Mosaik“ trägt.

„So, jetzt sind auch Sie ein kleiner Teil eines großen Mosaiks“, sagt die 53-Jährige, deren jüngst erschienenes Album diesen Titel trägt. Das liegt nach einer Woche auf Platz 1 der Albumcharts. „Mosaik“ habe nach Verkäufen außerdem den bisher erfolgreichsten Start eines Albums in diesem Jahr hingelegt, teilte GfK Entertainment am Freitag mit.

Am Donnerstag stellte sie ihr neues Studiowerk mit Autogrammstunden in Magdeburg und Braunschweig vor. Tage zuvor hatte der Schlagerstar bereits ihre Fans in Greifswald und Stralsund mit ihrer Anwesenheit erfreut, Abstecher nach Erfurt, Sömmerda und Mannheim sollten noch folgen.

„Magdeburg gehört zu jeder Tournee“, sagt die Sängerin. Was mit Auftritten in der überschaubaren Bördelandhalle begann, findet heute in der riesigen Getec Arena seine Fortsetzung. Auf das Konzert in der Elbestadt müssen ihre Fans aber noch warten:

Am 20. März 2020 wird sie dort auf ihrer „Mosaik“-Tour zu erleben sein. Dann werden auch manche der 15 Stücke erklingen, die auf „Mosaik“ enthalten sind. In denen geht es um Selbstermutigung („Es geht mir gut“) und um die Liebe („Lass uns keine Zeit verliern“), das Loslassen („Geh deinen Weg“) und das Festhalten („Danke, dass es dich gibt“).

Da die Sängerin mit ihren Konzerten die größten Arenen spielend füllt, stellt sich die Frage, warum sie es dennoch auf sich nimmt, für Autogrammstunden durch das ganze Land zu reisen? „Begegnungen mit Menschen sind für mich das Wichtigste“, sagt Andrea Berg, die weiß, dass viele Freunde ihrer Musik keine Mühe scheuen, um ihrem Star einmal nahezukommen:

„Sie nehmen oft eine lange Anreise in Kauf, um bei einer Autogrammstunde dabei zu sein, stehen am Veranstaltungsort vielleicht auch lange an, um eine Minute mit mir sprechen und ein Foto machen zu können. Das verdient Respekt.“

Respekt hat sich auch Andrea Berg in mehr als 25 Bühnenjahren erarbeitet, der mit dem Lied „Du hast mich tausend mal belogen“ der musikalische Durchbruch gelang. Im Jahr 1994 kam ein Album von ihr erstmals in die Charts.

Seit 2003, als die CD „Machtlos“ auf den Markt kam, fand sich jede ihrer Platten an der Spitze der deutschen Charts wieder, später auch in Österreich und der Schweiz. Die Alben „Schwerelos“ (2010) und „Abenteuer“ (2011) etwa verkauften sich über eine Million Mal.

„Aber das ist alles nur Statistik. Emotionen sind wichtig, nicht Zahlen“, sagt Andrea Berg. Denn, so ist sich die Künstlerin sicher: „Die Erwartung ist der Fluch des Erfolgs.“ Emotionen zwischen ihr und ihrem Publikum sind bei den stets ausverkauften Konzerten förmlich mit Händen zu greifen. Daraus ziehe sie Kraft.

Ebenso aus ihrem häuslichen Umfeld im schwäbischen Kleinaspach, wo die Familie ein Hotel führt. Zum Haus gehört auch ein Hof mit 80 Tieren, auf dem es auch für die Sängerin viel zu tun gibt.

Doch hat eine so erfolgreiche Künstlerin wie Andrea Berg noch Wünsche und Träume? „Keine Wünsche und Träume zu haben, das wäre furchtbar langweilig“, meint die Sängerin, die von sich sagt, dass es die kleinen Dinge sind, auf die sich freue: in diesen Tagen etwa auf frischen Spargel.

Am Ende des Gesprächs darf der Autor noch aus vielen bunten Steinchen, die sie vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hat, einen auswählen. „Denn erst aus vielen Scherben wird ein schönes Mosaik“, sagt sie. Jeder ihrer Fans ist ein kleiner Stein in jenem großen Mosaik, aus dem der Erfolg von Andrea Berg gemacht ist. (mz)