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AfD-Politikerin bei "Anne Will" AfD-Politikerin bei "Anne Will": Frauke Petry lacht gegen die Homo-Ehe an

Von Harry Nutt 11.06.2015, 10:30
AfD-Politikerin Frauke Petry
AfD-Politikerin Frauke Petry dpa Lizenz

Homosexuelle haben Rechte. Sie dürfen ein Auto erwerben und nach einer abgelegten Fahrprüfung auch damit fahren. Einen Besuch im Freibad kann man ihnen nicht verwehren, und der Gesetzgeber hat ihnen außerdem die Möglichkeit eingeräumt, eine gleichgeschlechtliche Gemeinschaft einzugehen.

Irgendwann soll es damit aber auch mal gut sein, finden Thomas Goppel von der CSU und Frauke Petry von der AfD. Beide wurden für die Sendung „Anne Will“ als Konservative gecastet, um ihre Positionen zum „Streitfall Homo-Ehe – Bekommen wir bald irische Verhältnisse?“ zu erläutern.

Irische Verhältnisse gelten für Menschen wie Petry und Goppel als Bedrohung. In einem landesweiten Referendum hat die Republik Irland mehrheitlich dafür gestimmt, dass homosexuellen Paaren die gleichen Rechte eingeräumt werden sollen wie heterosexuellen. Was die überwiegend katholischen Iren getan haben, widerspricht für Thomas Goppel dem christlichen Menschenbild. Demnach besteht eine Ehe aus Vater und Mutter, und wenn möglich, sollen aus der Verbindung auch Kinder hervorgehen.

Die christlichen Iren aber haben ihr christliches Menschenbild erweitert. Sie ermöglichen Homosexuellen nicht länger nur das Eingehen einer vom Staat anerkannten Partnerschaft, sondern gewähren zugleich volle Bürgerrechte. So wollen es bei uns auch immer mehr Menschen. Die im Bundestag vertretenden Unionsparteien CDU und CSU sträuben sich dagegen. Kanzlerin Merkel hat dazu verschwiemelt bekannt, dass sie sich bezüglich gleichgeschlechtlicher Paare unsicher sei, zumindest was das Kindeswohl betrifft.

Frauke Petry lacht

Wenn Frauke Petry ein Argument des homosexuellen katholischen Priesters Norbert Reicherts aus Köln und der SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi nicht behagt, dann lacht sie. Sie wirft dazu leicht den Kopf in den Nacken, weitet Augen und Mundwinkel und stößt ein kurzes, eher angedeutetes als lautes Lachen aus. Sie macht das wohl, um einen Eindruck der Überlegenheit zu hinterlassen. Es hat sich in Talk-Shows als nachteilig erwiesen, allzu verbissen zu erscheinen. Deshalb lacht Frauke Petry, auch wenn ihre Argumente gar keinen Anlass geben, sich überlegen zu fühlen.

Konservative Menschen wie Petry und Goppel haben ein Problem. Ihre Positionen, zum Beispiel die zur Homo-Ehe, die nur der Einfachheit halber so genannt wird, weil der offene Zuspruch von Bürgerrechten sprachlich immer noch weitere Erklärungen nach sich zieht, entsprechen nicht unbedingt dem Mainstream. Selbst wenn sie es so empfinden, würden sie doch niemandem mehr das Recht auf das Führen einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft absprechen. Die Verweigerung der vollen Bürgerrechte, zu denen auch das Adoptionsrecht gehört, ist für sie auch eine letzte Bastion zur Wahrung ihrer Überzeugungen.

Das Konservative aber steht unter einem enormen Modernitätsdruck. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum Frauke Petry lacht, wenn sie doch eigentlich argumentieren sollte.

Kölner Seelsorger Reicherts ist empört

Im Grunde hat man in Deutschland fast irische Verhältnisse. Das Lachen der Konservativen drückt aus, dass dies womöglich auch kein Drama sei. Aber wird dann Schluss sein mit dieser Gleichmacherei? Vermutlich doch eher nicht. Die CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat ihre Befürchtungen dann auch gleichmal auf Geschwisterliebe, Polygamie und Sodomie hochgerechnet. Wollen wir das wirklich?, hat sie gefragt.

Die Fortschrittlichen, zu denen sich Sozialdemokraten wie Yasmin Fahimi und der Seelsorger Norbert Reicherts rechnen, haben darauf keine Antwort. Sie lachen nicht wie Frau Petra, sondern geben sich eher empört. Nach Überlegenheit sieht das in dem Moment nicht aus. Auch sie verspüren einen Druck. Es ist weniger ein Modernisierungsdruck als einer, der von öffentlichen Normen ausgeht. Von denen weicht man besser immer nur ein bisschen ab.

Was alle eint, ist das unbestimmte Gefühl, das verteidigen zu müssen, was man für eine Norm hält. Dumm nur, dass diese sich permanent wandeln. Das ist wirklich nicht zum Lachen.

Kehrt offenbar zum Sonntag zurück: Anne Will.
Kehrt offenbar zum Sonntag zurück: Anne Will.
dpa Lizenz
Norbert Reicherts (r.) und sein Partner Christoph Schmidt 2011 in Köln
Norbert Reicherts (r.) und sein Partner Christoph Schmidt 2011 in Köln
Christoph Hennes Lizenz