Adriano Celentano Adriano Celentano: 65. Geburtstag des «Königs der Ignoranten»

Rom/dpa. - Der Mann benimmt sich immer noch wie Mitte 30, im Fernsehen klopft er Macho-Sprüche wie in den besten Zeiten, und seine Lieder wie «Azzuro» sind noch heute so mitreißend wie in den 60ern. Nur die Haare sind ihm etwas ausgegangen. Trotzdem, man glaubt es kaum: Adriano Celentano wird am 6. Januar 65 Jahre.
«Ich bin sympathisch, und wer sympathisch ist, wirkt schöner.» Seine Sprüche sind es, die die Italiener an ihm lieben. Erst jüngst trat Showman Celentano wieder mal im italienischen RAI-Fernsehen auf: Da plauderte er mit Sängerkollegen Gianni Morandi über Gott, die Welt und die Liebe. Niemand wusste zwar so recht, was er eigentlich sagen wollte. Doch das tat der Mann mit so wunderbar großsprecherischer Geste, nettem Lächeln und rauher Stimme, dass die Italiener einfach aus dem Häuschen gerieten - so, als ob gerade «Una festa sui prati» oder «Ventiquattromilla baci» aus der Musikbox dröhnten.
Selbst Sophia Loren nannte Adriano Celentano einmal eine «Naturgewalt», was unter italienischen Künstlern einem Ritterschlag gleichkommt. Kaum jemand konnte - und kann - seinen Hits widerstehen, diesen simplen Schlagern, die laut und stampfend daherkommen und einfach nichts weiter als gute Stimmung verbreiten wollen. Das Besondere an ihnen ist, dass sie bei Ausländern wie Italienern gleichermaßen einschlagen und eine Mischung aus Lebensfreude und Hochgefühl erzeugen. Wer noch heute in einer Strandbar an der Adria sitzt, kann ziemlich sicher sein, dass irgendwann ein Celentano-Hit aus den Boxen schallt - meist singen die Leute dann mit.
Das Angenehme an dem Typen mit der Reibeisenstimme, dem lässigen Gang und seiner Flapsigkeit ist: So richtig ernst nimmt er sich selbst nicht. Ein Kritiker fragte den Spross aus einem Mailänder Arme-Leute-Viertel einmal, wie seine Karriere sein Leben verändert habe. «Früher lief ich den Mädchen hinterher, jetzt laufen sie mir hinterher», antwortete der Mann, der vor ein paar Jahren seine aktuelle CD «König der Ignoranten» betitelte.
Insider der italienischen Musikszene schwören darauf, dass Celentanos ärmliche Herkunft erheblich zu seiner Popularität beigetragen hat. Nach nur fünf Jahren schmiss er die Schule, jobbte als Scherenschleifer, begann eine Uhrmacherlehre und gab sie wieder auf. Dann kam jener Abend im Jahr 1957, als Celentano bei einem Rock'n'Roll-Festival vorsang: Die Fans jubelten, man habe «Italiens Antwort auf Elvis Presley» gefunden. Ein Jahr später landete er mit «Ventiquattromilla baci» (24 000 Küsse) den ersten Superhit.
Ganz anders seine Filme. Seine Leinwandkarriere startete zwar 1959 mit einem kleinen Auftritt in Federico Fellinis «La dolce vita». Aber eigentlich war Celentanos filmisches Genre der Klamauk. 1982 schaffte es sein Streifen «Der gezähmte Widerspenstige» mit Ornella Muti immerhin, nach dem Hollywood-Blockbuster «E.T.» die zweitbeste Kasse in Deutschland einzuspielen. Auch «Gib dem Affen Zucker» und «Zwei Profis schlagen zu» waren Kinoschlager - doch Kritiker stöhnten da nur auf. «Grandiose Unfähigkeit, etwas anderes als die Hanswurst- Nummer abzuliefern», meinte einer. Wohlwollende sprachen von «turbulenten Komödien».
Tiefgang war die Sache des kreuzfidelen Italieners nie gewesen, aber er hatte zeitweise fast das Image eines Querdenkers. Etwa Ende der 80er Jahre, als er seine Fernseh-Show «Fantastico» als politische Bühne nutze. «Ich könnte 5 Millionen Wählerstimmen verschieben», prahlte er. Mal wetterte er gegen die Atomenergie, mal gegen das Abschlachten von Robben («Eine Jagd gegen die Liebe»). Beinahe erwärmte sich die kritische Linke für Celentano. Das änderte sich schnell, als er auch gegen Abtreibung und die lesbische Liebe anging. «Was wird aus uns Männern, wenn Ihr Euch untereinander liebt», attackierte der Barde die homosexuellen Frauen. Solche Witze können sich in Italien nur wenige leisten - Adriano Celentano ist einer von ihnen.