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Zur Rose Pharma GmbH Zur Rose Pharma GmbH: Apotheker streiten um Pillenversand

Von Rainer Gummelt 23.05.2005, 17:25

Halle/MZ. - Bestellungen kommen per Brief, Internet, Faxoder Telefon in Halle an. Monat für Monatsteige die Zahl der täglich verschickten Pakete,berichtet die Managerin, die ihre Versandhandels-Karrierebeim Otto-Versand gestartet hat.

Großes Interesse

Die durchschnittliche Zahl der Paketeliege derzeit über 500 pro Tag. "Wir bemerkenein großes Interesse", sagt die Chefin vonderzeit 24Mitarbeitern. Wenn die volle Kapazitäterreicht ist, sollen täglich 7000 Paketebundesweit verschickt und 400 Mitarbeiterbeschäftigt werden. "Wir stellen weiter ein",sagt Kerstin Flemming, "Vor allem Mitarbeiterfür die Auftragserfassung und pharmazeutischesPersonal würden weiter gesucht. Vier Krankenkassenseien bisher Partnerschaften mit der Roseeingegangen, berichtet sie. Überrascht wurdesie aber von der Ablehnung einer der PharmaGmbH in Aussicht gestellten Landesbürgschaftfür einen Kredit durch den Landeskreditausschuss.Die Investitionsbank des Landes hatte ihmbereits zugestimmt, aber im Ausschuss seienderen Vertreter überstimmt worden, berichtenKenner der Magdeburger Finanz-Szene. "Wirhaben andere Finanzierungsmöglichkeiten gefunden",kommentiert Flemming den Vorgang. Zudem gibtes Angriffe aus der eigenen Zunft. Im Märzhat das Landgericht Halle einen Antrag derWettbewerbszentrale abgelehnt, die Werbungder Zur Rose-Apotheke mit Gutscheinen fürnichtverschreibungspflichtige Präparate zuverbieten. Das hatte Flemming nicht anderserwartet, denn auch stationäre Apotheken pflegtendiese Methode, sagt sie.

Niedergelassene Apotheker sehen das anders.Einer von ihnen strengt derzeit sogar eineKlage gegen die Zur Rose-Apotheke an. Streitpunktist die Verknüpfung einer Apotheke mit einemLogistik-Zentrum unter einem Dach. Auch "Preisnachlässefür verschreibungspflichtige Mittel verstoßengegen geltendes Recht", sagt der Erste StellvertretendeVorsitzende des Landesapothekerverbandes (LAV),Gert Fiedler. Bedenken hat sein Verband auchwegen des Schweizerischen Engagements. Dahinterkönnte sich Fremdbesitz an einer Apothekeverbergen.

Einheitliche Regeln

"Der ist in Deutschland verboten", argumentiertFiedler. Er beteuert, dem LAV gehe es nichtdarum, den Versandhandel mit Medikamentenzu verhindern. Ziel aber sei es, einheitlicheRegeln der Arzneimittelversorgung durchzusetzen,um Wettbewerbsgleichheit zu sichern.

Kerstin Flemming verweist darauf, dass ihrKonzept des Versandhandels mit Ministerien,dem Landesverwaltungsamt, mit Behörden undAnwälten ausgiebig beraten und von ihnen auchgenehmigt worden sei. "Die Angriffe auf unserUnternehmen sind Image schädigend", klagtFlemming. Es würden nicht 15 Millionen Euroinvestiert, wenn das Projekt nicht rechtenswäre, erklärt sie. Ob es rechtens ist, istumstritten. Auf alle Fälle ist das Projektin Halle neu. Denn Versandapotheken sind inDeutschland erst seit Beginn des vergangenenJahres erlaubt. Viele Apotheker befürchtennun nicht erst seit dem, dass der Markt durchdiese neue Vertriebsform aufgemischt wird.Ortsnahe Versorgung und Kontakt zu Kunden,aber auch Umsatz und Rendite könnten leiden.Verstärkt wird diese Sorge durch die für Apothekerkostspielige Reform des Gesundheitswesens."Der Gesetzgeber denkt nur noch an den Marktund nicht an die Patienten", kritisiert Fiedler,Inhaber der 111Jahre alten Adler-Apothekein Magdeburg und zudem Besitzer einer Versandhandelserlaubnis.Auch er räumt ein: "Es gibt einen Überbestandan Apotheken." Auch deshalb schmeckt Apothekernder Pillenversand in Halle nicht.