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Über 200 Millionen sind weg Über 200 Millionen sind weg: Sparkassen schreiben die Nord/LB ab

Von Hagen Eichler 16.02.2019, 01:00
Die Sparkassen sehen ihre Beteiligung an der NordLB als wertlos an.
Die Sparkassen sehen ihre Beteiligung an der NordLB als wertlos an. dpa

Halle (Saale) - Beteiligungen an der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) sind nach Einschätzung der Sparkassen nichts mehr wert. Nach MZ-Informationen haben die 13 Institute in Sachsen-Anhalt den Wert ihrer Anteile auf Null gesetzt. Investiert hatten sie 233 Millionen Euro - das Geld ist nach jetzigem Stand weg.

„Natürlich ist es immer ärgerlich, wenn man Geld verliert“, sagte Michael Ermrich, Geschäftsführer beim Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV). Zu konkreten Zahlen wollte er sich nicht äußern. Sorgen müsse sich aber niemand machen, sagte Ermrich. „Wir haben für solche Fälle Rücklagen gebildet, von denen wir jetzt einen Teil verwenden. Der Kunde wird davon gar nichts merken.“

Sachsen-Anhalts Sparkassen besitzen 5,3 Prozent der in Hannover ansässigen Landesbank. Haupteigentümer ist das Land Niedersachsen mit 59 Prozent, zu den sonstigen Besitzern gehört auch das Land Sachsen-Anhalt mit 5,6 Prozent. Die Nord/LB braucht 3,7 Milliarden Euro frisches Kapital, sonst droht die Schließung.

Wurden die Eigner über die Lage bei der Nord/LB getäuscht?

Bei Sachsen-Anhalts Sparkassen und deren Eigentümern, den Kommunen, gibt es massiv Ärger über die Entwicklung. „Die Beteiligung an der Nord/LB war ein ganz schlechtes Geschäft, selbst wenn man Dividende berücksichtigt“, sagte Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Er kritisiert, die Eigner seien über die wahre Lage getäuscht worden. „Noch im Oktober waren wir uns einig, dass wir da keinen weiteren Euro reinstecken. Da wussten wir aber noch nicht, wie dramatisch die Lage ist.“

Bereits im vergangenen Sommer hatten Sachsen-Anhalts Sparkassen den Wert ihrer Beteiligung deutlich nach unten korrigiert. Nach MZ-Informationen folgte um den Jahreswechsel die völlige Abschreibung. Dennoch sind die Institute bereit, frisches Geld nach Hannover zu schicken. Über 59,8 Millionen Euro will der Sparkassenbeteiligungsverband Sachsen-Anhalt entscheiden. Dessen Mitgliederversammlung kommt am Donnerstag in Magdeburg zusammen.

Die Last verteilt sich nach wirtschaftlicher Stärke: Mit 10,6 Millionen Euro muss die Saalesparkasse den größten Brocken beisteuern. Danach folgen die Sparkassen Harz (6,1 Millionen Euro), Salzlandkreis und Magdeburg (je 5,8 Millionen Euro), Burgenlandkreis (5,6 Millionen Euro) und Anhalt-Bitterfeld (4,6 Millionen Euro).

Die geplante Rettungszahlung sei eine Investition, sagte OSV-Geschäftsführer Ermrich. „Das Geld ist nicht verloren, denn die Sparkassen bekommen dafür werthaltige Anteile an der Nord/LB.“
Nach dem Rettungsplan des Sparkassen-Dachverbands soll die Nord/LB deutlich schrumpfen und künftig wieder profitabel arbeiten. Dazu müssen die verlustbringenden Schiffsbeteiligungen abgebaut werden.

Wertverlust der Nord/LB - Zwischen zwei Übeln

Die Sparkassen sehen sich als Miteigentümer in der Verantwortung. „Ich bin richtig verärgert, denn wir hatten einen enormen Wertverlust“, sagte Dessaus Sparkassenchef Konrad Dormeier. „Aber es ist passiert und wir müssen jetzt das Beste daraus machen. Mit der Rettung wählen wir aus zwei Übeln das kleinere.“

Experten erwarten, dass eine Abwicklung der Nord/LB schwerwiegende Folgen hätte. Die Bank ist die siebtgrößte in Deutschland und beschäftigt 5700 Menschen. Sie ist auch Mutterkonzern der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, die für das Land zahlreiche Förderprogramme verwaltet.

Die Sparkassen beteuern, die Rettung der Nord/LB werde die Kunden nicht belasten. „Wir haben Risikovorsorge getroffen und können darauf jetzt zurückgreifen“, sagte ein Sprecher der Börde-Sparkasse. „Die Kosten auf unsere Kunden umzulegen wäre unverantwortlich.“ (mz)